ED und Sexualverhalten 45-jähriger Männer

Die Sexualität eines Mannes ist vielschichtig. Ihre Ausprägung wird von einer Großzahl von Faktoren beeinflusst, wobei besonders die sexuelle Orientierung hervorzuheben ist. Aus Studien zur sexuellen Orientierung geht hervor, dass diese einen erheblichen Einfluss auf das Sexualverhalten hat. Studien, die das Verhalten abhängig von der sexuellen Orientierung vergleichend untersuchen, gibt es jedoch nur wenige. Meist wird bezüglich der sexuellen Orientierung der Forschungsschwerpunkt auf sexuelles Risikoverhalten und sexuell übertragbare Krankheiten gesetzt (Danta et al., 2007). Auch existieren in Deutschland keine repräsentativen Studien zur männlichen Sexualität im mittleren Lebensalter. Selbst international finden sich kaum Untersuchungen, die sich mit dieser Thematik umfassend auseinandersetzen. Zumeist werden Veränderungen der Sexualfunktion und Libido im Zusammenhang mit medizinischen Eingriffen oder Krankheiten analysiert (Mücke et al., 2011), wobei der Schwerpunkt vermehrt auf einem Kollektiv höheren Lebensalters liegt (Lindau et al., 2007). Wird das Sexualverhalten an einem jüngeren Kollektiv untersucht, so steht vor allem die Entwicklung der Sexualität während der Pubertät im Mittelpunkt (Savin-Williams et al., 2012). German Male Sex-Study (GMS-Study) Die German Male Sex-Study (GMS-Study) stellt ein Begleitprojekt der PROBASE-Studie, einer risikostratifizierten Prostatakrebs-Screening-Studie, dar. Ziel der GMS-Study ist es, die Sexualität deutscher Männer an einer repräsentativen Stichprobe zu untersuchen. In der vorliegenden Datenauswertung wurde erstmals das Sexualverhalten ausschließlich 45-jähriger Männer in Abhängigkeit von der sexuellen Orientierung (heterosexuell, homosexuell und bisexuell) analysiert. Die Datenerhebung fand mittels eines standardisierten Fragebogens in den vier Studienzentren Hannover, Düsseldorf, Heidelberg und TU München statt. Von Mai 2014 bis November 2015 konnten insgesamt 9603 Männer eingeschlossen werden. Verteilung der sexuellen Orientierung Im Gesamtkollektiv identifizierten sich 95,0 % der Männer als hetero sexuell, 3,9 % als homosexuell und 1,1 % als bisexuell. Im Vergleich der vier Studienzentren untereinander fiel auf, dass der Anteil an Homosexuellen in München wesentlich höher war als in den anderen Studienzentren (5,4 % vs. 2,9 % - 3,1 %). Dies unterstreicht die Hypothese, dass vor allem Deutschlands Großstädte Ballungszentren für Homosexuelle darstellen (Marcus et al., 2009). Alter beim ersten Sexualkontakt Zum ersten Sexualkontakt mit einer Frau kam es durchschnittlich im Alter von 18,2 Jahren, was unabhängig von der sexuellen Orientierung war. Erste sexuelle Erfahrungen mit einem Mann wurden im Durchschnitt 2 Jahre später gemacht (20,6 Jahre). Bisexuelle erlebten diese mit 22,9 Jahren, im Mittel knapp 3 Jahre später als die beiden anderen Gruppen (Heterosexuelle: 20,2 Jahre; Homosexuelle: 20,3 Jahre). Anzahl der Sexualpartner Die Mehrheit der hetero- (71,3 %) und bisexuellen Männer (48,5 %) hatte bis zum Alter von 45 Jahren 0-10 Sexualpartner, während nur 29,3 % der homosexuellen Männer über bis zu 10 Sexualpartner berichteten. Mehr als 30 Sexualpartner hatte knapp jeder zweite Homosexuelle (45,2 %) und jeder vierte Bisexuelle (25,7 %), jedoch nur 5,9 % der Heterosexuellen (p < 0,001). Im Bereich 11 bis 30 Sexualpartner unterschieden sich die drei Gruppen nicht wesentlich. Ausblick Aufgrund des prospektiven Designs der GMS-Study mit einem Follow-up von 15 Jahren wird es in Zukunft möglich sein, auch in anderen Alters stufen umfassende Daten zu erheben und etwaige Veränderungen der männlichen Sexualität im zeitlichen Verlauf zu erfassen. Weitere Gegenstände unserer Forschung sind unter anderem Masturbationsverhalten, Stellenwert verschiedener Sexualpraktiken und Gründe für sexuelle Inaktivität.

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