Prostataembolisation: Nur ein Hype?

Die PAE ist ein technisch anspruchsvolles, minimal-invasives Verfahren zur Behandlung der BPH. Die subjektiven Ergebnisse sind vergleichbar mit denjenigen der TURP. Die funktionellen Miktionsparameter und das Ausmaß der Desobstruktion sind bei der TURP besser. Die Embolisation der prostatischen Arterien (PAE) zur Behandlung der benignen Prostatahyperplasie (BPH) hat einen regelrechten Hype ausgelöst und weite Verbreitung gefunden. Parallel dazu hat auch die Zahl der wissenschaftlichen Publikationen exponentiell zugenommen. Allerdings sind die bislang publizierten Studien von nur geringem Evidenzgrad. Aus diesen Gründen wurde in St. Gallen eine prospektiv kontrollierte Vergleichsstudie mit dem operativen Standard transurethrale Resektion der Prostata (TURP) initiiert. Studie mit 99 Männern Zwischen Februar 2014 und Mai 2017 wurden 99 Männer mit BPH, die allesamt Kandidaten für eine TURP waren, zufällig in einen Arm mit PAE (n=48) und einen mit TURP (n=51) zugeteilt (Abt D et al., BMJ 2018). Die PAE wurde in Lokalanästhesie durch einen erfahrenen interventionellen Radiologen durchgeführt. Der Zugang war in der rechten Leiste via A. femoralis communis und A. iliaca interna und die Embolisation erfolgte möglichst peripher mit 250–400 m Mikrosphären. Die monopolare TURP in Spinal- oder Allgemeinanästhesie führten vier Fachärzte für Urologie durch. Deren Ergebnisse sind mit sehr großen Serien aus Bayern oder Österreich vergleichbar respektive leicht besser. Als primärer Endpunkt wurde die Verbesserung des internationalen Prostatasymptomenscore (I-PSS) nach 12 Wochen festgelegt. Sekundäre Endpunkte umfassten die Harnstrahlmessung, den postmiktionellen Resturin, den chronische Prostatitis Symptom Index (CPSI), den internationalen Index für erektile Funktion (IIEF), das prostataspezifische Antigen (PSA), das Prostatavolumen, die Schmerzen mittels Visual analogue scale (VAS) und einige andere mehr. Eine komplette urodynamische Untersuchung wurde vor Therapie, nach 12 Wochen und nach 2 Jahren gemacht, ebenso ein MRI des Beckens. Vorteil bei sekundären Endpunkten Beim primären Endpunkt I-PSS nach 12 Wochen ergab sich kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen (p=0,31). In der PAE-Gruppe sank der I-PSS um 9,2 Punkte und in der TURP-Gruppe um 10,8 Punkte. Die Punktezahl bezüglich Lebensqualität verringerte sich bei der TURP minimal besser als bei der PAE (-2,7 Punkte versus -2,3 Punkte). Die Punktezahlen beim CPSI und beim IIEF waren ebenfalls statistisch nicht signifikant unterschiedlich. Bei den funktionellen sekundären Endpunkten ergaben sich klare Vorteile für die TURP. Die Harnflussstärke und der Restharn verbesserten sich deutlich besser bei der TURP. Die Volumenreduktion der gesamten Prostata nach 12 Wochen betrug bei der TURP rund 50 Prozent und bei der PAE etwa 25 Prozent. Der Anteil der Patienten, die bei der urodynamischen Druckflussmessung in eine weniger obstruktive Kategorie verschoben wurden, lag bei der TURP bei 93 Prozent und bei der PAE bei 56 Prozent (p=0,003). Weniger Komplikationen Bei den Nebenwirkungen respektive Komplikationen ergaben sich signifikant weniger behandlungsassoziierte Komplikationen nach PAE (n=36 versus n=70, p=0,003). Die Verteilung der Nebenwirkungen aufgrund ihres Schweregrades war allerdings ähnlich für die beiden Behandlungsarme (p=0,44). Spezifische Komplikationen der PAE umfassten bei je einem Patienten ein Hämatom an der Punktionsstelle in der Leiste, ein sogenanntes Post-Embolisationssyndrom mit Fieber und eine limitierte Ischämie der Blasenwand, die eine transurethrale Resektion des nekrotischen Gewebes erforderlich machte. Retrograde Ejakulation Ganz im Gegensatz zur bisherigen Literatur, wo dieser Parameter nicht konsequent erfasst wurde, ergab sich bei der PAE eine retrograde Ejakulation in 56 Prozent der Fälle (bei der TURP in 84 Prozent der Fälle, was zu erwarten ist). aus: Kongresszeitung zum 70. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU), 26.–29.9.2018, Dresden Empfehlung der Redaktion Kongressdossier DGU-Kongress 2018 Ist die Prostataarterienembolisation nur ein Hype? Wie können wir die Gefahr multiresistenter Erreger eindämmen? Welchen Einfluss haben Medikamente auf den PSA-Wert? Diese und weitere spannenden Fragen wurden auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie diskutiert. Mehr dazu finden Sie in unserem Kongressdossier.

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