Prostataembolisation: Teer- oder Schotterstraße?

Die Embolisation der prostatischen Arterien ist ein technisch anspruchsvolles, minimal invasives Verfahren zur Behandlung bei BPH. Die kurzfristigen subjektiven Ergebnisse sind vergleichbar zu denjenigen der transurethralen Resektion der Prostata (TURP) – doch wie steht es um die funktionellen Miktionsparameter und das Ausmaß der Desobstruktion? Bevor eine neue Arznei ihre Zulassung erhält, sind prospektive randomisierte Studien eine conditio sine qua non. Erstaunlicherweise gilt dieses Prinzip bei der Einführung neuer operativer/interventioneller Techniken nicht. Paradebeispiel ist die roboterassistierte radikale Prostatektomie, bei der auch 18 Jahre (!) nach erstmaliger Durchführung durch Jochen Binder in Frankfurt am Main noch umstritten ist, ob die klinisch relevanten Ergebnisse vergleichbar mit der offenen Operation sind. St. Galler Studie zu PAE Mit der TURP zur Behandlung der Blasenauslassobstruktion infolge einer benignen Prostatahyperplasie (BPH) bewegt man sich auf leitlinienkonformem, sicherem Grund (Teerstraße). Der Übergang zu innovativen Verfahren wie UroLift®, Rezüm®, iTIND, Aquablation® und PAE – also der Schritt auf unsicheres Terrain (Schotterstraße) – sollte sehr sorgfältig erfolgen. Die Urologen Dominik Abt und Livio Mordasini und der Radiologe Lukas Hechelhammer haben in einer Pionierstudie die TURP mit der PAE verglichen. Beim primären Endpunkt I-PSS nach 12 Wochen ergab sich kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen (p = 0,31). In der PAE-Gruppe sank der I-PSS um 9,2 Punkte und in der TURP-Gruppe um 10,8 Punkte. Die Punktezahl bezüglich Lebensqualität verringerte sich bei der TURP minimal besser als bei der PAE (- 2,7 Punkte versus - 2,3 Punkte). Bei den funktionellen sekundären Endpunkten ergaben sich klare Vorteile für die TURP. Die Harnflussstärke und der Restharn verbesserten sich deutlich besser bei der TURP. Die Volumenreduktion der gesamten Prostata nach 12 Wochen betrug bei der TURP ca. 50 Prozent und bei der PAE ca. 25 Prozent. Der Anteil der Patienten, die bei der urodynamischen Druckflussmessung in eine weniger obstruktive Kategorie verschoben wurden, war bei der TURP 93 Prozent und bei der PAE 56 Prozent (p = 0,003). Metaanalyse Kürzlich wurde eine systematische Übersicht und Metaanalyse publiziert, welche state-of-the-art den anerkannten Richtlinien (Protokollregistrierung, PRISMA-Empfehlungen, Risk of bias assessment, GRADE Methodologie) folgt (Zumstein V, Betschart P et al. Eur Urol Focus 2019). Es konnten total 5 Vergleichsstudien identifiziert werden, 3 randomisierte und 2 Matched-Pair-Studien. Lediglich die beiden neuesten Arbeiten verfügen über ein gutes bis sehr gutes Studiendesign. Die sogenannte UK-ROPE-Studie führte zur Anerkennung der PAE durch NICE in Großbritannien. Folgendes Fazit lässt sich aus der Metaanalyse ziehen: Die PAE scheint eine valable Alternative zur TURP in einem selektionierten Patientengut zu sein. Die Standardtherapien sind im kurz- bis mittelfristigen Verlauf zwar klar im Vorteil, was die funktionellen Ergebnisse angeht, hinsichtlich der Verbesserung der Patient reported outcomes erreicht die PAE aber fast gleich gute Resultate. So scheint die PAE weniger mit den etablierten Op-Methoden zu konkurrieren, sondern eher eine Alternative zu den oben genannten minimal-invasiven Therapien oder gar ein Ersatz einer Pharmakotherapie darzustellen. aus: Kongresszeitung zum 71. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU), 18.–21.9.2019, Hamburg Empfehlung der Redaktion Der DGU-Kongress 2019 – alle Highlights Als Kongressmotto der 71. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Urologie standen die vier Worte „Mensch, Maschine, Medizin“ und „Wirtschaft“. Alle Highlights zum Kongress finden Sie hier im Dossier.

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