Bei Inkretinmimetika: Cave Cholezystitis!

Dipeptidylpeptidase(DPP)-4-Hemmer verfügen über ein gutes Sicherheitsprofil. Sie können aber zu unerwünschten Wirkungen an der Gallenblase führen, wie ein aktuelles systematisches Review mit Metaanalyse nun belegt. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. DPP-4-Inhibitoren erhöhen die Bioverfügbarkeit von endogenem Glucagon-like Peptid-1 (GLP-1) und glukoseabhängigem insulinotropem Polypeptid, die beide die postprandiale Gallenblasenmotilität beeinflussen können. Dabei ist es noch unklar, inwieweit dies zu Erkrankungen der Gallenblase oder der Gallengänge führt. Ein Team von chinesischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern um Liyun He vom Peking Union Medical College Hospital untersuchte deshalb 82 randomisierte, kontrollierte Studien mit rund 100.000 Patientinnen und Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2. Die Teilnehmenden hatten entweder DPP-4-Hemmer, GLP-1-Rezeptor-Agonisten oder Natrium-Glukose-Cotransporter(SGLT)-2-Inhibitoren erhalten und waren untereinander oder mit Placebogruppen bzw. Gruppen, die andere Antidiabetika einnahmen, verglichen worden. Das Durchschnittsalter der Probanden betrug 59 Jahre, rund 40% waren weiblich. Die Studiengruppe stellte mit einem um 22% erhöhten Risiko eine signifikante Assoziation zwischen der Einnahme von DPP-4-Hemmern und Erkrankungen der Gallenblase oder Gallenwege im Vergleich zu Placebo oder Nichtinkretinmimetika fest. Als die Forschenden einzelne Krankheitsbilder genauer unter die Lupe nahmen, zeigte sich, dass DPP-4-Inhibitoren signifikant das Risiko für Cholezystitis um 43% erhöhten, nicht aber für Cholelithiasis oder Gallengangserkrankungen. Risiko abhängig von der Dauer Die unerwünschten Wirkungen waren abhängig von der Dauer der Einnahme: DPP-4-Inhibitoren, die ≥ 26 Wochen angewendet wurden, waren mit einem um 24% signifikant erhöhten Risiko für Gallenblasen- oder Gallenwegserkrankungen und einem um 51% signifikant erhöhten Risiko für Cholezystitis verbunden. Eine Behandlungsdauer von < 26 Wochen verursachte keine nachteiligen Wirkungen bezüglich der Gallenblase. Bei der Einteilung der Anwendungsdauer in vier Gruppen wurde ein schrittweiser Anstieg des Risikos mit zunehmender Länge der Verordnung beobachteten. DPP-4-Hemmer erhöhten im Vergleich zu SGLT-2-Inhibitoren sowie im Vergleich zu Placebo oder anderen Antidiabetika das Risiko für Cholezystitis (Odds Ratio [OR]: 1,55) und allgemein für Erkrankungen der Gallenblase oder der Gallenwege (OR: 1,32). He und Kollegen fanden dagegen keine signifikanten Unterschiede zwischen DPP-4-Hemmern und GLP-1-Rezeptor-Agonisten in Bezug auf diese Erkrankungen. Mehr Fokus auf die Gallenblase! Das Hauptaugenmerk bei möglichen unerwünschten Wirkungen lag bei DPP-4-Inhibitoren bisher vor allem auf Herzversagen, Pankreatitis, Gelenkschmerzen und bullösen Pemphigoiden. „Die vorliegende Studie unterstreicht die Bedeutung und sensibilisiert die Ärztinnen und Ärzte für die Risiken einer Cholezystitis unter DPP-4-Hemmern“, schreiben die Autorinnen und Autoren um He. Der absolute Anstieg des Gesamtrisikos sei mit 15 Fällen pro 10.000 Personen pro Jahr jedoch gering, führen die Forschenden weiter aus. Diese absolute Risikoerhöhung sollte gegen den Nutzen der Behandlung mit DPP-4-Hemmern abgewogen werden. Das Wichtigste in Kürze Frage: Hat die Einnahme von DPP-4-Inhibitoren Auswirkungen auf die Gallenblase und Gallengänge? Antwort: DPP-4-Hemmer erhöhten in randomisierten kontrollierten Studien das Risiko einer Cholezystitis, insbesondere bei längerer Behandlungsdauer. Bedeutung: Ärztinnen und Ärzten sollten möglichen unerwünschten Wirkungen durch DPP-4-Hemmer an der Gallenblase Beachtung schenken. Einschränkung: Die analysierten Studien waren nicht speziell darauf ausgerichtet, die Auswirkungen von DPP-4-Inhibitoren auf Erkrankungen der Gallenblase zu untersuchen. Mögliche unerwünschte Wirkungen könnten deshalb teilweise nicht erwähnt worden sein.

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