Erschienen in:
01.05.2015 | Schwerpunkt
Diabetes mellitus und Demenz
verfasst von:
PD Dr. D. Kopf
Erschienen in:
Die Innere Medizin
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Ausgabe 5/2015
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Zusammenfassung
Diabetes mellitus, insbesondere der Typ 2, ist ein Risikofaktor für eine Demenzerkrankung. Das gilt für die Alzheimer- wie auch für die vaskuläre Demenz. Mitverantwortlich sind eine Schädigung der hirnversorgenden Gefäße durch den Diabetes mellitus und begleitende Risikofaktoren sowie eine Schädigung des Gehirns durch die milde chronische Entzündungskonstellation, die im Rahmen der Insulinresistenz auftritt. Darüber hinaus führt eine Insulinresistenz von Neuronen und Gliazellen zur Entstehung toxischer Stoffwechselprodukte wie Amyloid und Phospho-τ. Der kognitiven Störung bei Morbus Alzheimer geht häufig ein Gewichtsverlust voraus, stabil auf Insulin oder insulinotrope orale Antidiabetika eingestellte Diabetiker haben daher ein hohes Risiko schwerer Hypoglykämien, die dann zu einer weiteren Verschlechterung der Hirnfunktion führen. Diabetiker mit unerklärtem Gewichtsverlust, gehäuften Hypoglykämien und subjektiven Gedächtnisbeschwerden müssen daher auf das Vorliegen einer Demenz untersucht werden. Wenn eine Demenz vorliegt, ändern sich die Ziele der Diabetesbehandlung. Die Vermeidung von Hypoglykämien hat Vorrang vor dem Ziel einer strengen Stoffwechseleinstellung. Gewichtsverlust verschlechtert den Verlauf einer Demenz, daher muss ein Gewichtsverlust vermieden werden. Ob eine strenge medikamentöse Blutzuckereinstellung im mittleren Lebensalter präventiv wirkt, ist bislang unbekannt. Dagegen wirken körperliche Aktivität, eine Ernährung, wie sie auch zur Prävention von kardiovaskulären Erkrankungen empfohlen wird, höhere Bildung und geistige Betätigung präventiv.