Diabetiker verschenken bis zu acht Lebensjahre

Ein Typ-1-Diabetes kostet den Patienten einer britischen Studie zufolge durchschnittlich sieben bis acht Lebensjahre, der Typ-2-Diabetiker verliert durch seine Krankheit knapp zwei Jahre. Ein Ansporn für eine bessere Stoffwechselkontrolle. Wenn der Arzt einem Diabetiker erklärt, dass er je nach Typ seiner Erkrankung durch Nachlässigkeit bis zu acht Jahre seines Lebens verschenkt, könnte dies für manchen Patienten möglicherweise ein Weckruf sein. Wie groß der Verlust an Lebenszeit bei suboptimalem Krankheitsmanagement ist, haben jetzt Adrian Heald von der Manchester University und Kollegen untersucht. Hierzu nutzten sie das nationale Sterberegister sowie die Daten des National Diabetes Audit (NDA) zur Mortalität von Typ-1- und Typ-2-Diabetikern, verglichen mit Personen der Allgemeinbevölkerung entsprechenden Alters und Geschlechts. Daraus errechneten Heald und Kollegen die durch einen Diabetes verlorenen Lebensjahre. Aus Patientendaten wurde zudem die Zahl schlecht eingestellter Diabetiker ermittelt und daraus die verlorenen Tage an Lebenszeit durch zu hohe HbA1c-Werte kalkuliert. Besondere Nachteile für Frauen Laut NDA waren im Jahr 2015 insgesamt 57.814 der 161.871 Typ-1- und 1.620.784 Typ-2-Diabetiker verstorben. Diese Quote lag um 32,1% über der Sterberate der Allgemeinbevölkerung ohne Diabeteserkrankung. Heald und Kollegen errechneten für einen 42,8-jährigen Typ-1-Diabetiker eine Lebenserwartung von weiteren 32,6 Jahren. Demgegenüber hatte ein gleichaltriger Nichtdiabetiker noch 40,2 Jahre vor sich, was für den Typ-1-Diabetiker letztlich einen durchschnittlichen Verlust von 7,6 Lebensjahren (Männer: 7,0; Frauen 8,5) bedeutete. Günstiger waren die Berechnungen für Typ-2-Diabetiker: Für eine Person im Alter von 65,4 Jahren kalkulierten Heald und Kollegen weitere 18,6 Lebensjahre gegenüber vergleichbaren Nicht-Diabetikern, die noch 20,3 Jahre am Leben waren. Dem durchschnittlichen Typ-2-Diabetiker erwuchs daraus ein Lebensverlust von 1,7 Jahren (Männer: 1,4; Frauen: 2,0). Dem NDA-Bericht zufolge lag bei der letzten Kontrolle der HbA1c von 70% der Typ-1-Diabetiker und 33% der Typ-2-Diabetiker im Risikobereich (> 58 mmol/mol bzw. 7,5%). Die schlechte glykämische Kontrolle hatte offenbar ihren Preis: Die Studienautoren errechneten, dass Personen mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes, die ein Jahr lang entsprechend erhöhte HbA1c-Werte hatten, etwa 100 Lebenstage einbüßten. Bei dieser Kalkulation wurde allerdings nur der HbA1c-Wert berücksichtigt, nicht aber weitere relevante lebensverkürzende Faktoren wie etwa Rauchen, körperliche Inaktivität, Übergewicht, Hypertonie etc. Dennoch: Diese Ergebnisse, so Heald und Kollegen, müssten sowohl Ärzten als auch Patienten Motivation für eine striktere Umsetzung von Therapie- und Lebensstilempfehlungen sein.

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