Bessere Blutzuckerkontrolle durch PPI?

Eine Behandlung mit Protonenpumpeninhibitoren (PPI) kann sich bei Diabetespatienten auch beim Blutzucker bemerkbar machen. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Wenn Diabetespatienten wegen eines Refluxes oder zur Ulkusprophylaxe Protonenpumpeninhibitoren (PPI) erhalten, könnte das durchaus erwünschte Nebenwirkungen haben. HbA1c- und Nüchternglukosewerte sind bei ihnen nämlich niedriger als bei Patienten ohne PPI, wie eine Metaanalyse ergeben hat. Auch wenn die Reduktionen nur mäßig ausfallen, müssen sie laut der Studienautoren um Carol Chiung-Hui Peng (University of Maryland, Baltimore) bei der Behandlung von Diabetikern berücksichtigt werden. HbA1c um 0,36 Prozentpunkte niedriger Die Analyse stützt sich auf sieben Vergleichsstudien, davon sechs unter randomisierten kontrollierten Bedingungen. Insgesamt waren 342 Patienten, alle mit Diabetes vom Typ 2, an den Studien beteiligt, die Laufzeit betrug meistens zwölf Wochen. Durch die Gabe eines PPI zu einer bestehenden antidiabetischen Therapie kam es zu einer zusätzlichen Absenkung des HbA1c um absolut 0,36% (gewichtete mittlere Differenz, WMD), verglichen mit Patienten, bei denen ein Placebo bzw. keine Studienmedikation hinzugenommen wurde. Der Nüchternblutzucker sank in den PPI-Gruppen im Mittel um weitere 10,0 mg/dl (WMD). Beide Unterschiede waren statistisch bedeutsam. Allerdings gab es ebenfalls für beide Werte große Schwankungen zwischen den einzelnen Studien; zudem wäre bei Nichtberücksichtigung einzelner Studien die statistische Signifikanz verlorengegangen. Liegt es am Gastrin? In Subgruppenanalysen deutete sich an, dass sich die Blutzuckerkontrolle unter PPI vor allem dann verbessert, wenn die Säurehemmer höher als üblich dosiert sind, für längere Zeit gegeben werden, der anfängliche HbA1c > 7,0% ist, die Patienten unter 60 sind und aus Asien stammen und Pantoprazol oder Omeprazol Verwendung finden. Keine dieser Variablen hatte jedoch einen statistisch signifikanten Einfluss auf die Größe des Blutzuckereffektes. Die Senkung der Magensäureproduktion durch PPI führt über einen negativen Rückkopplungseffekt zu einer vermehrten Bildung von Gastrin. Die vermehrte Gastrinsekretion, die auch in den Studien nachgewiesen wurde, erklärt möglicherweise die blutzuckersenkende Wirkung von PPI: Gastrin hat nämlich inkretinartige Effekte und stimuliert die Insulinproduktion der Betazellen. Zusätzlich könnte sich die unter PPI verzögerte Magenentleerung günstig auswirken. "Therapeutisches Potenzial" Die Forscher um Peng erkennen daher „ein therapeutisches Potenzial der PPI als Zusatz zur üblichen Diabetestherapie“. Dazu müssten die festgestellten Effekte und ihre Kausalität aber erst noch in größeren und länger dauernden Studien bestätigt werden. Aktuell gehe es darum, bei Diabetespatienten, die eine Säurehemmung benötigten, die Blutzuckereffekte von PPI bei der Therapieplanung mit in Betracht zu ziehen. Für die Vermutung, dass PPI auch die Entstehung eines Diabetes verhindern könnten, fanden Peng et al. dagegen keine Belege. In einer Metaanalyse von fünf Beobachtungsstudien mit 244.000 Teilnehmern war das Risiko, an Diabetes zu erkranken, bei PPI-Anwendern nicht reduziert. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie wirken sich PPI auf die Blutzuckerkontrolle bei Diabetikern und auf Diabetesneuerkrankungen aus? Antwort: Diabetiker haben unter PPI niedrigere HbA1c-Werte (im Mittel –0,36%) und Nüchternblutzucker-Spiegel (im Mittel –10 mg/dl). Das Risiko, an Diabetes zu erkranken, wird durch PPI nicht beeinflusst. Bedeutung: Wenn Diabetiker PPI benötigen, sollte die potenzielle blutzuckersenkende Wirkung beachtet werden. Einschränkung: Kleine Teilnehmerzahlen und kurze Dauer der Studien zur PPI-Gabe bei Diabetes.

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