KHK plus Diabetes? Besonders schlecht fürs Hirn

Patienten mit kardiometabolischen Erkrankungen haben in Kognitionstests oft das Nachsehen. Wenn KHK, Diabetes und Hypertonie zusammentreffen, ist die Hirnleistung besonders schwach. Patienten mit KHK, Diabetes und Hypertonie schneiden bei Kognitionstests in der Regel schlechter ab als gleichaltrige Personen ohne solche Erkrankungen, auch ist das Demenzrisiko bei ihnen höher. Zwar lässt sich aufgrund solcher Tests kaum sagen, was Ursache und was Wirkung ist: Führen nicht ganz so helle Menschen häufiger einen ungesunden Lebensstil, oder ist es eben dieser Lebensstil, der sowohl kardiometabolische Erkrankungen als auch kognitive Defizite begünstigt? Viele Forscher vermuten schließlich, dass kardiometabolische Erkrankungen über eine zerebrale Minderperfusion sowohl die Hirnleistung dämpfen als auch das Demenzrisiko steigern. Sollte dies der Fall sein, dann müssten Prävention und Therapien solcher Erkrankungen auch das Demenzrisiko senken. In gewisser Weise wurde genau dies in den letzten Jahren beobachtet: Alte Menschen erkranken heute seltener an einer Demenz als noch vor zehn oder zwanzig Jahren. Angaben zu 480.000 Personen ausgewertet Ebenfalls noch unklar ist die Bedeutung synergistischer Effekte: Addieren sich die Risiken von KHK und Diabetes, oder ist es für die Kognition einerlei, ob sich zum Herzinfarkt noch ein Diabetes gesellt? Ersteres spräche für einen direkten Effekt dieser Erkrankungen, Letzteres eher für den beiden Krankheiten gemeinsamen ungesunden Lebensstil als Ursache der kognitiven Defizite. Wissenschaftler um Dr. Donald Lyall vom Institute of Health and Wellbeing der Universität Glasgow haben sich eine große Datenbank zunutze gemacht, um diese Frage zu klären. Die Antwort lautet: sowohl als auch. Es lässt sich ein additiver Effekt kardiometabolischer Erkrankungen nachweisen, allerdings ist dieser relativ gering. Das Team hat für seine Querschnittanalyse Angaben zu knapp 480.000 Teilnehmern der populationsbezogenen UK-Biobank ausgewertet. Sie erfasst Angaben von Personen im Alter zwischen 40 und 70 Jahren. Die Teilnehmer unterzogen sich bei der Aufnahme einem ausführlichen Kognitionstest auf logisches Denken, bildhaftes Gedächtnis und Reaktionsgeschwindigkeit. Personen mit bestehender Demenz, Schlaganfall oder schweren neurologischen Erkrankungen wurden bei der Analyse nicht berücksichtigt. Im Mittel betrug das Alter 56 Jahre, knapp 22% waren Hypertoniker, rund 2% hatten eine KHK (Angina pectoris und/oder Herzinfarkt), ähnlich viele einen Diabetes und eine Hypertonie plus KHK. Knapp 3% konnten auf alle drei Diagnosen verweisen, am seltensten war die alleinige Kombination von KHK und Diabetes (1120 Personen oder 0,2%). Lebensstil äußerst relevant Wie sich zeigte, schnitten die Patienten mit kardiometabolischen Erkrankungen in allen Tests signifikant schlechter ab als Personen ohne solche Leiden. Allerdings waren die Unterschiede nicht dramatisch. So gab es in den Tests fürs logische Denken maximal 13 Punkte. Die Kontrollgruppe ohne kardiometabolische Erkrankungen erreichte hier im Mittel einen Wert von 6,1 Punkten. Wurden nur Alter und Geschlecht berücksichtigt, lagen Patienten mit alleiniger Hypertonie um 0,4 Punkte zurück, solche mit alleinigem Diabetes um 0,5 Punkte, KHK-Kranke um 0,2 Punkte. Bei Patienten mit allen drei Konditionen betrug die Differenz 0,7 Punkte, bei KHK plus Diabetes sogar 0,8 Punkte. Gesellte sich zum Diabetes noch einer Hypertonie, änderte sich nichts: Auch hier lag die Differenz wie bei einem isolierten Diabetes bei 0,5 Punkten. Unter Strich offenbarte sich also ein gewisser additiver Effekt, allerdings nicht in jedem Fall; zudem war der Effekt geringer als die numerische Summe der Abweichungen. Wurden nun eine Reihe sozioökonomischer Parameter und Lebensstilfaktoren berücksichtigt (Alkohol, Rauchen, BMI, Depressionen, Bildungsgrad), schwächte sich der Zusammenhang deutlich ab. Patienten mit Hypertonie, KHK und zugleich Diabetes schnitten dann nur noch um 0,4 Punkte schlechter ab als die Kontrollgruppe, die Differenz blieb aber weiterhin statistisch signifikant. Ähnliche Ergebnisse fand das Team um Lyall bei den Gedächtnistests und der Reaktionsgeschwindigkeit, auch hier schnitten Teilnehmer mit kardiometabolischen Erkrankungen signifikant schlechter ab als solche ohne, auch hier gab es einen gewissen additiven Effekt, der sich abschwächte, sofern potenzielle Störfaktoren berücksichtigt wurden. Zum Teil, etwa bei der Reaktionszeit, waren die Unterschiede bei jüngeren Patienten stärker ausgeprägt als bei älteren. Die britischen Forscher sehen in den Resultaten einen eher moderaten additiven Effekt von kardiometabolischen Erkrankungen auf die kognitive Leistung. Sie halten diesen Effekt dennoch für relevant. Lassen sich die jeweiligen Krankheiten vermeiden oder zumindest gut therapeutisch kontrollieren, könnte dies auch einen additiven Nutzen für die Demenzprävention haben.

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