Epidemiologie
Diabetes und digitale Technologien
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die Informationsvermittlung,
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das Zählen von Kalorien und Kohlenhydraten,
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das Fördern von Gewichtsverlust,
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das Fördern von körperlichen Aktivitäten,
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die Aufzeichnung von Glukosespiegeln,
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die Berechnung von Insulindosen,
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die Förderung der Medikationsadhärenz und
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die Stärkung von Motivation und Compliance.
Methodik
Ergebnisse
Name | Stichprobe | Beschreibung | Laufzeit des Projekts | Art der Evaluation | Ausgewählte Ergebnisse | Kontrollgruppe |
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EMPOWER (Salzburg Research Forschungsgesellschaft mbH, Österreich) – Support of Patient Empowerment by an Intelligent Self-Management Pathway for Patients | Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 und 2, n = 21 | Stärkung des Selbstmanagements von Diabetespatienten basierend auf dem Stanford Model for Chronic Diseases | 08/2014–01/2015 | Quantitative und qualitative Evaluation unter Berücksichtigung des Model for Assessment of Telemedicine Applications (MAST), Dimensionen waren: Essverhalten, körperliche Aktivität, Arzt-Patienten-Beziehung, Empowerment | EMPOWER scheint das Selbstmanagement zu fördern | Nein |
ESYSTA®, Emperra, Potsdam, Berlin | Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 und 2, n = 215 | Überprüfung der Akzeptanz und Versorgungsverbesserung durch ein funkübertragendes Telemonitoringsystem | 15 Monate | Quantitativ HbA1c, Hypoglykämieraten, Insulinverbrauch, Lebensqualität (SF-36), Anwenderzufriedenheit, Blutdruck und Gewicht | Senkung des HbA1c-Werts, keine Erhöhung von Hypoglykämien, kein erhöhter Insulinverbrauch | Nein |
GlucoChat (St. Marien-Hospital, Düren, Deutschland) | Jugendliche mit Diabetes mellitus Typ 1, n = 30 geplant | Betreuung der Patienten im geschützten sozialen Netzwerk einer Klinik | Starttermin 07/2014 – keine Angabe des Endtermins | Evaluation der „usability“ (Machbarkeitsprüfung) | k. A. | k. A. |
GlucoTel™, BodyTel, München, Deutschland | Patienten mit Diabetes | Untersuchung zur Nutzung eines Blutzuckermonitoringgeräts | k. A. | k. A. | k. A. | k. A. |
Initiative.diabetes, central Krankenversicherung AG, Köln, Deutschland | Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 (40–67 Jahre) | Angebot eines Krankenversicherers zur Förderung des Selbstmanagements von Patienten mit Diabetes | 12 Monate pro Patient | k. A. | k. A. | k. A. |
KADIS® – Karlsburger Diabetes Management System, Diabetes Service Center, Karlsburg, Deutschland | Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 und 2, n = 214 | Patientenzentriertes Model zur Entscheidungshilfe für Ärzte in der Behandlung | 12 Monate | Quantitativ, Senkung des HbA1c-Werts | Senkung des HbA1c-Werts wurde über einen 12-Monats-Zeitraum nachgewiesen | Ja |
P-SUP – Personalisiertes Selbstmanagement-Unterstützungsprogramm, Institut für Gesundheitsökonomie und klinische Epidemiologie, Universitätsklinik Köln, Köln, Deutschland | Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 und Patienten mit koronarer Herzkrankheit, n = 1700 geplant | Unterstützung des Selbstmanagements durch Peer-Support-Gruppen zu ausgewogener Bewegung und Ernährung, ein bedarfsorientiertes Telefoncoaching, personalisierte Rückmeldungen zu Labor- und klinischen Werten sowie ein spezielles Onlineangebot | 4 Jahre Gesamtlaufzeit (Start 2019) | Quantitativ, u. a. stationäre Aufnahmen, Gesundheitszustand, Lebensqualität Verbesserung des Krankheitswissens | Noch nicht abgeschlossen | k. A. |
Software Assisted Medicine – CGM Pathways (SAM), CompuGroup Medical, Koblenz, Deutschland | Behandelnde Ärzte von Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 und 2, n = 214 | Haus- und Fachärzte sollen bei der leitliniengerechten Behandlung durch Praxissoftware unterstützt werden | 9 Monate | Ökonomisch, stationäre Aufnahmen und Arzneimittel | Relative und absolute Kostensteigerungen fielen unter Einsatz der Software am niedrigsten aus | Nein |
Telebetes, Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen, Deutschland | Patienten mit Diabetes | Programm am Herz- und Diabeteszentrum Bad Oeynhausen | k. A. | k. A. | k. A. | Nein |
TeleDIAB® – Telemedizinisches Informationssystem KADIS®-basierter Gesundheitsdienstleistungen für Diabetes, Diabetes Service Center, Karlsburg, Deutschland | Patienten mit Diabetes | Das Diabetes Service Center Karlsburg (DCC) setzt das Karlsburger Diabetes Management System KADIS® ein. Ziele: Versorgungsverträge mit Kostenträgern für Menschen mit Diabetes, Ärzte und deren Behandlungsteams | k. A. | k. A. | k. A. | Nein |
TeLIPro (AOK Rheinland/Hamburg, Deutschland) – Telemedizinisches Lebensstil-Interventions-Programm für Typ 2 Diabetiker | Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 (18–67 Jahre), n = 1000 geplant | TeLIPro ist ein modulares Programm bestehend aus einem Onlineportal, telemedizinischen Geräten und einem individuellen telefonischen Gesundheitscoaching | 3 Jahre Gesamtlaufzeit (12 Monate pro Patient) | Quantitativ, Gesundheitszustand und Lebensqualität | Noch nicht abgeschlossen | Nein |
ViDiKi – Virtuelle Diabetesambulanz für Kinder und Jugendliche, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Lübeck, Deutschland | Kinder und Jugendliche (1–16 Jahre) mit Diabetes mellitus Typ 1 | Monatliche telemedizinische Beratung für Kinder und Jugendliche mit Diabetes mellitus Typ 1, die einen Glukosesensor (kontinuierliches Glukosemonitoring) nutzen | Seit 01.07.2017, 12 Monate pro Patient | Quantitativ, Einfluss auf die Stoffwechsellage, Lebensqualität und Zufriedenheit. Vergleich mit später eingeschlossenen Patienten | Noch nicht abgeschlossen | Ja |
Diskussion
Vorhergehende Überlegungen
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1 | Welchem Zweck soll die telemedizinische Anwendung dienen? |
2 | Gibt es relevante Alternativen zur telemedizinischen Anwendung? |
3 | Wie ist die Bewertung auf internationaler, nationaler, regionaler oder lokaler Ebene? |
4 | Wie ist der Entwicklungsgrad der Anwendung? |
Multidisziplinäre Bewertung
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5 | Welches Gesundheitsproblem soll telemedizinisch behandelt werden und wie wird die Anwendung evaluiert? |
6 | Wie ist die klinische und technische Sicherheit der Anwendung? |
7 | Welche klinischen Effekte (z. B. auf Mortalität und Morbidität) hat die Anwendung? |
8 | Wie sind Zufriedenheit, Akzeptanz und Vertrauen der Patienten in die Anwendung? |
9 | Wie ist die ökonomische Bewertung der Anwendung? |
10 | Welche Veränderungen der Arbeitsprozesse bringt die Anwendung mit sich? |
11 | Wie werden ethische, rechtliche und soziale Implikationen der Anwendung adressiert? |
Bewertung der Übertragbarkeit
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12 | Ist die Anwendung länderübergreifend einsetzbar? |
13 | Ist die Größe der Patientenpopulation, die von der Anwendung profitieren könnte, nach oben skalierbar? |
14 | Ist der Einsatz der Anwendung insgesamt generalisierbar? |
Limitationen
Fazit für die Praxis
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Beim Einsatz von Apps, die nicht als Medizinprodukt angeboten werden, sollten Versorger eine gründliche Prüfung vornehmen, um Haftungsfälle zu vermeiden.
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Glukosewerte von Diabetespatienten lassen sich Telemedizin(TM)-gestützt in einem Zeitraum von 12 Monaten verbessern. Zudem gibt es erste Hinweise auf weitere wünschenswerte Therapieeffekte durch TM.
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Eine Kostenersparnis durch den Einsatz von TM ist nicht konsistent nachweisbar und hängt von der Notwendigkeit ab, zusätzliche Geräte zu verwenden.
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Es werden Langzeitstudien zu TM-Projekten benötigt, die die langfristigen Auswirkungen auf die Mortalität und diabetesassoziierte Morbidität von Patienten mit Diabetes zeigen.
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Die Begleitevaluation von TM-Projekten sollte stets mitbedacht werden. Hierfür stehen deutschsprachige Instrumente zur Verfügung.