Wann junge Diabetiker Retinopathie gefährdet sind

Das Risiko von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes, eine Retinopathie zu entwickeln, hängt offenbar von mehreren Aspekten ab – etwa von der Art der Insulinzufuhr, legt eine US-Studie nahe. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Vaskuläre Komplikationen wie die diabetische Retinopathie (DR) sind die Hauptursachen für langfristige Behinderung bei jungen Menschen mit Diabetes. Obwohl Gefäßerkrankungen weitgehend mit der Qualität der Stoffwechselkontrolle in Verbindung gebracht werden, ist unklar, welche Faktoren noch daran beteiligt sind. US-amerikanische Forscher haben jetzt entdeckt, dass auch der Einsatz von Insulinpumpen einen Unterschied machen kann. Dr. Michael Ferm vom Texas Childrens Hospital in Houston und sein Team untersuchten, welche klinischen und demografischen Faktoren bei jungen Diabetikern mit DR einhergehen. In die Querschnittsstudie wurden 1.640 Kinder und Jugendliche mit Typ-1- (74%) und Typ-2-Diabetes einbezogen. Das Durchschnittsalter lag bei knapp 16 Jahren, 53% waren Mädchen und bezüglich Herkunft und Hautfarbe war die Kohorte vielfältig. Die Daten stammten aus zwei großen Kinderkliniken, in denen die Patienten an einem DR-Screening teilgenommen hatten. Deutlich niedrigeres Risiko mit Insulinpumpen Insgesamt verwendeten 46% der Teilnehmer mit Typ-1- und 1% der Teilnehmer mit Typ-2-Diabetes eine Insulinpumpe. Eine DR wurde bei 3,5% der Kinder und Jugendlichen festgestellt. Patienten mit DR verglichen mit denen ohne waren bereits signifikant länger an Diabetes erkrankt (median rund neun Jahre vs. sieben Jahre) und wiesen signifikant höhere HbA1c-Werte auf (durchschnittlich etwa 10% vs. 9%). Bei den Teilnehmern mit Typ-1-Diabetes war der Gebrauch von Insulinpumpen mit einem signifikant um 57% geringeren Risiko für DR assoziiert, auch nach Adjustierung auf Herkunft, Versicherungsstatus, Diabetesdauer und HbA1c-Werte. Auch bezüglich der Hautfarbe entdeckten die Forscher um Ferm Unterschiede: Das Risiko für DR war bei dunkel- gegenüber hellhäutigen Patienten mehr als doppelt so hoch. Diese Assoziation war allerdings nicht mehr signifikant, nachdem Diabetesdauer, Versicherungsstatus, Gebrauch von Insulinpumpen und der mediane HbA1c-Wert berücksichtigt wurden. Dies könne auf Unterschiede beim Zugang zu Diabetestechnologien und -versorgung hinweisen, ergänzen die Mediziner. Wie steht es um die Chancengleichheit? Dass Nutzer von Insulinpumpen mit Typ-1-Diabetes unabhängig von anderen Risikofaktoren seltener eine DR entwickeln als Patienten, die ihr Insulin durch Injektionen erhalten, könnte auf geringere Blutzuckerschwankungen und mehr Zeit, in der sich die Werte im Zielbereich befinden, zurückzuführen sein, so Ferm und Kollegen. „Die Tatsache, dass Patienten, die Insulinpumpen verwendeten, auch signifikant weniger Klinikaufenthalte wegen diabetischer Ketoazidose hatten als diejenigen ohne Pumpen, spricht ebenfalls dafür, diese vermehrt einzusetzen“, raten sie. Ferm et al. heben hervor, dass sozioökonomisch benachteiligte Kinder und Jugendliche, die nur über einen begrenzten Zugang zu Diabetestechnologien verfügen, weiterhin das höchste Risiko für Komplikationen aufweisen. Dr. Martin de Bock von der Universität Otago und Kollegen plädieren in einem Begleitkommentar für einen Fokus auf gesundheitliche Chancengleichheit, um einen universellen Zugang zu Diabetestechnologien zu ermöglichen, wenn die Langzeitprognose junger Diabetespatienten verbessert werden soll. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welche Faktoren gehen mit einer diabetischen Retinopathie (DR) bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes einher? Antwort: Längere Diabetesdauer und höhere HbA1c-Spiegel waren Risikofaktoren. Der Gebrauch von Insulinpumpen korrelierte mit einem niedrigeren DR-Risiko. Bedeutung: Junge Patienten mit Typ-1-Diabetes, die Insulinpumpen verwendeten, hatten unabhängig von anderen Risikofaktoren ein geringeres DR-Risiko. Einschränkung: Es waren zwei Zentren beteiligt, von denen eines prospektive und eines retrospektive Daten erhoben hatte.

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