Lohnt die Selbstmessung auch, wenn Diabetiker nicht spritzen?

Auch bei nicht insulinpflichtigen Typ-2-Diabetikern scheint die Blutzuckerselbstmessung zu einer Verbesserung der Blutglukosewerte beizutragen. Dies könnte an der verbesserten Motivation der Patienten liegen, aber auch an der gesteigerten Bereitschaft der Ärzte zur Anpassung der Medikation. Für den Nutzen der Blutzuckerselbstkontrolle (BZSK) bei Typ-2-Diabetikern, die Insulin spritzen, gibt es klare Hinweise aus randomisierten kontrollierten Studien. Weniger eindeutig ist die Datenlage jedoch für nicht insulinpflichtige T2D-Patienten. 2009 bemängelte das IQWiG in diesem Zusammenhang vor allem das Fehlen von Studien mit längerer Laufzeit. Aktuelle Daten kommen nun von der italienischen PRISMA-Studie, einer randomisierten kontrollierten Studie, in der 1024 nicht insulinpflichtige Klinik(!)-Patienten mit einem Ausgangs-HbA1c von durchschnittlich 7,3% über ein Jahr beobachtet wurden. Die Interventionsgruppe (501 Patienten) erhielt ein strukturiertes Intensivmonitoring (ISM) mit vier Selbstmessungen an jeweils drei Tagen pro Woche. Die Messwerte sowie entsprechende Maßnahmen wurden anschließend ausführlich mit dem Arzt diskutiert. Als Kontrollgruppe dienten 523 Patienten, bei denen der Blutzucker nur zu Studienbeginn sowie nach sechs und nach zwölf Monaten, jeweils viermal an drei Tagen, gemessen wurde (active control, AC). Selbstmessungen waren in dieser Gruppe erlaubt, die Ergebnisse standen den Ärzten jedoch nicht zur Verfügung. Ärzte ändern früher die Medikation, Patienten den Lebensstil In der Interventionsgruppe hatte sich der HbA1c nach zwölf Monaten gegenüber den Kontrollen nur marginal, aber signifikant verbessert (-0,39% gegenüber -0,27%; p = 0,013). In der Per-Protocol-Analyse war der Unterschied deutlich größer (-0,45% vs. -0,24%; p = 0,0007). Insgesamt erreichten mehr Patienten der ISM-Gruppe eine klinisch relevante HbA1c-Reduktion (> 0,3, > 0,4 oder > 0,5 Prozentpunkte). Die Autoren führen dies auf mehrere Faktoren zurück: So hatten die Ärzte in Reaktion auf die Messwerte deutlich häufiger und auch in stärkerem Ausmaß die Diabetes-Medikation geändert. Bei den ISM-Patienten war außerdem der BMI stärker gesunken. Dies mag zur verbesserten glykämischen Kontrolle beigetragen haben, spekulieren die Autoren um Emanuele Bosi vom Diabetes Research Institute in Mailand. Und drittens, so die Autoren, hatten die ISM-Patienten angesichts der selbst gemessenen Werte wohl eher und effektiver ihren Lebensstil umgestellt als die weniger intensiv betreute Gruppe. Als Erklärung für den bescheidenen Erfolg der Selbstmessung in der Intention-to-Treat-Gruppe führen die Autoren die relativ niedrigen HbA1c-Werte zu Studienbeginn an. Es sei eine Herausforderung, Werte auf solchem Niveau noch weiter zu senken, so Bosi und Kollegen. Zur Reduktion mikrovaskulärer Folgeerkrankungen empfehlen die amerikanischen und die europäischen Diabetes-Gesellschaften (ADA/EASD) einen HbA1c-Zielwert von < 7,0% für den Großteil der Patienten. Die Tatsache, dass die Teilnehmer aus spezialisierten Diabetes-Kliniken kamen, ist eine klare Limitation der Bosi-Studie. Die Ergebnisse lassen sich daher nur mit Einschränkung auf die Praxissituation übertragen. Auch dass die Patienten der Vergleichsgruppe ebenfalls Selbstmessungen durchgeführt hatten – vielfach häufiger, als es das Protokoll erlaubte – begrenzt die Aussagekraft. Mehr zum Thema Weitere Beiträge finden Sie in unserem Themenschwerpunkt Diabetologie

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