CGM: Verlässliche Werte trotz Lipodystrophie?

Eine Lipodystrophie tut der Messgenauigkeit von Systemen zur kontinuierlichen Glukosemessung offenbar keinen Abbruch. Dies postuliert ein Forscherteam aus Stanford nach Vergleichsmessungen in gesundem und lipodystrophiertem Gewebe von Patienten mit Typ-1-Diabetes. Die Vielzahl selbst vorgenommener Insulininjektionen in immer wieder gleiche Stellen bringt, trotz Patientenschulungen, ein häufig beobachtetes Problem mit sich: Bis zu zwei Drittel aller insulinpflichtigen Diabetiker leiden, zumindest vorübergehend, unter einer Lipodystrophie (Diabetes Metab 2013; 39: 445–453). Dabei handelt es sich um die Folge lokaler Reaktionen im subkutanen Fettgewebe mit Ausbildung eines gefäßarmen, fibrösen Bereichs. Da für die Glukosemessung, insbesondere die sogenannte CGM (Continuous glucose monitoring) in der Praxis oft Stellen mit solchem hypertrophiertem Fettgewebe verwendet werden, stellt sich die Frage, inwieweit diese Hautveränderung die Messergebnisse beeinflusst. 29 Patienten mit langjährigem Diabetes Das Team um Daniel J. DeSalvo von der Universität Stanford hat, um dies herauszufinden, 29 Patienten mit langjährigem Typ-1-Diabetes und einer ausgeprägten Lipohypertrophie (≥ 3 cm Durchmesser) in einer prospektiven Multicenter-Studie einem Vergleichstest unterzogen. (Die Patienten stammen aus den USA und Australien, waren zum Studienzeitpunkt im Mittel 29,6 Jahre alt und litten seit durchschnittlich 17,3 Jahren an ihrer Krankheit.) Zunächst wurden bei allen Patienten zwei CGM-Systeme gleichzeitig angelegt: Bei dem einen wurde der Sensor in gesundem, beim anderen in hypertrophiertem Gewebe platziert. Nach zwei Messungen wurde an beiden Stellen der Sensor erneuert; dieser blieb erneut zwei Wochen liegen. Als Referenz dienten Blutglukosemesswerte, die mit einem herkömmlichen Teststreifen-Gerät erhoben wurden. Insgesamt wurden 89.853 CGM-Werte erfasst und 1547 Teststreifenmessungen gegenübergestellt. Kaum Messunterschiede zwischen gesundem und verändertem Gewebe Wie DeSalvo und Kollegen berichten, betrug die mittlere Abweichung zwischen Sensor und Streifentest (ARD, absolute relative difference) bei Messungen in lipohypertrophiertem Gewebe 10,0%; damit waren diese Messungen nicht ungenauer als diejenigen, bei denen der Sensor in unverändertem Gewebe gelegen hatte (mittlere ARD 11,0%). Die Autoren hatten sich auch die Messgenauigkeit in verschiedenen Blutglukosebereichen angeschaut: Bei BG-Werten ≤ 70 mg/dl betrug der mittlere absolute Unterschied zum Referenzwert (MAD, mean absolute difference) bei hypertrophiertem Gewebe 15, bei normalem 18 mg/dl. Im Bereich ≥ 250 mg/dl unterschied sich die mittlere ARD um 9,8% bzw. 9,6%; diese Unterschiede sind nicht signifikant. Für die Forscher liegt es damit nahe, dass die Sensorgenauigkeit durch das veränderte Gewebe nicht beeinträchtigt wird. Einschränkend ist zu bemerken, dass einige Mitglieder des Autorenteams bei ihrer Conflict-of-Interest-Erklärung Beratertätigkeiten für Hersteller von CGM-Geräten angeben. Ein gewisses Verzerrungsrisiko lässt sich also zumindest nicht auszuschließen.

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