Je mehr Feinstaub, desto mehr Diabetes

Mit steigender Exposition gegenüber Feinstaub nimmt laut Ergebnissen einer Studie das Risiko zu, an Diabetes mellitus zu erkranken. US-Epidemiologen haben auf der Basis dieser Erkenntnis auch Berechnungen für Deutschland angestellt. Feinstaubpartikel der Klasse PM2,5, also Teilchen mit einem Durchmesser von 2,5 µm und darunter, dringen bis in Bronchiolen und Lungenbläschen vor. Ultrafeine Partikel ab einem Durchmesser von 0,1 µm und weniger können sogar bis in den Blutkreislauf gelangen. Die Exposition gegenüber Feinstaub PM2,5 wird assoziiert mit kardiovaskulären, Lungen- und Nierenerkrankungen. Vieles weist inzwischen darauf hin, dass auch das Diabetesrisiko von dieser Form der Luftverschmutzung beeinflusst wird. Benjamin Bowe, Epidemiologe an der Universität Saint Louis, hat mit seiner Arbeitsgruppe versucht, das Problem in Zahlen zu fassen. Dazu setzten die Forscher eine longitudinale Kohortenstudie mit Daten von mehr als 1,7 Millionen Angehörigen der US-Veteranenversorgung auf, die zu Beginn nicht an Diabetes erkrankt waren. Bowe und sein Team beobachteten die Studienteilnehmer über eine mediane Spanne von 8,5 Jahren. Ziel war es herauszufinden, ob eine Verbindung zwischen der im Jahresdurchschnitt auftretenden Feinstaubexposition und der Diabetesinzidenz in der Kohorte bestand. Nach Abgleich gegen verzerrende Faktoren ergab sich für jede Erhöhung der Feinstaub-PM2,5-Belastung um 10 µg/m3 ein um 15% erhöhtes Risiko, an Diabetes zu erkranken. Gleichzeitig stieg die Mortalität um 8%. Um zu prüfen, ob Feinstaub und Diabetes nur zufällig assoziiert waren, wurde nachgerechnet, ob auch die Rate von Knochenfrakturen mit der PM2,5-Exposition gestiegen war. Das Resultat war negativ. Auch zeigte sich kein Zusammenhang zwischen der Natriumbelastung der Luft und der Diabetesinzidenz – auch hier hätte ein positives Ergebnis auf eine Zufallsassoziation zwischen PM2,5 und Diabetes hingewiesen. Ergebnisse für Deutschland Gestützt auf ihre Erkenntnisse und die Daten der Global-Burden-of-Disease-Studie für das Jahr 2016 machten sich Bowe und Kollegen daran, die Feinstaub-bedingte Krankheitslast mit Blick auf Diabetes für 194 Länder und Territorien zu bestimmen. Für Deutschland ergab sich dabei in der altersstandardisierten Berechnung, dass allein die PM2,5-Belastung der Luft in diesem Jahr mit 24,56 bis 27,63 Diabeteserkrankungen je 100.000 Einwohner einherging. Umgerechnet und wiederum auf 100.000 Einwohner gesehen, bedeutete das einen Verlust von 52,32 bis 74,44 Lebensjahren ohne Behinderung (Disability-Adjusted Life-Years, DALY). Folgt man den Ergebnissen des Teams um Bowe, steigt das Diabetesrisiko bereits ab einer PM2,5-Belastung von 2,4 µg/m3 im Jahresdurchschnitt. Ab einer Belastung von 10 µg/m3 verläuft der Anstieg weniger steil. Der in Europa gültige Grenzwert liegt bei 25 µg/m3, er wird in dieser Partikelklasse in Deutschland im Mittelwert eingehalten. Die Werte der deutschen Messstellen lagen gemäß den Daten des Umweltbundesamts für 2017 zwischen 5 und 17 µg/m3.

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