Junge Typ-1-Diabetiker profitieren von Pumpentherapie

Gerade bei Kindern und Heranwachsenden mit Typ-1-Diabetes hat sich die intensivierte Insulintherapie mittels Pumpe etabliert und verdrängt zunehmend die Injektionstherapie. Offenbar zu Recht, wie nun eine Studie aus Deutschland ergab. Von der Insulinpumpentherapie mit schnell wirksamen Insulinen verspricht man sich eine bessere metabolische Kontrolle als von der herkömmlichen Injektionstherapie, was sich in kontrollierten Studien in Form von niedrigeren HbA1c-Werten im Vergleich zur Injektionstherapie bestätigt hat. Untersuchungen legen jedoch auch nahe, dass gerade bei Kindern mit der Insulinpumpentherapie das Ketoazidoserisiko steigen könnte. Der Frage der Sicherheit haben sich die Diabetologin Beate Karges von der Universität in Aachen und ihre Kollegen nun erneut angenommen und eine große bevölkerungsbasierte Kohortenstudie initiiert. Ihre Studienteilnehmer haben sie aus dem Patientenpool von insgesamt 446 Diabeteszentren aus Deutschland, Österreich und Luxemburg rekrutiert, die an der sogenannten Diabetes Prospective Follow-up Initiative beteiligt sind. Berücksichtigt wurden ausschließlich Typ-1-Diabetiker unter 20 Jahren, die seit mindestens einem Jahr an der Stoffwechselerkrankung leiden. Die Probanden mussten entweder eine Insulinpumpe nutzen oder sich mindestens viermal pro Tag selbst Insulin spritzen. Der Gebrauch einer kontinuierlichen Glukosemessung galt als Ausschlusskriterium. Pumpe oder Spritze – Sicherheitsprofile im Vergleich Zusammen kamen insgesamt 30.579 Patienten, wovon 14.119 eine Insulinpumpe nutzten und 16.460 Pen oder Spritze. Um möglichst ähnliche Vergleichsgruppen zu bekommen, führten die Mediziner ein Propensity-Score-Matching durch und stellten 9814 Diabetikern mit Insulinpumpentherapie 9814 Diabetiker mit Injektionstherapie gegenüber, die sich in wichtigen patientenbezogenen Kriterien entsprachen. Während des Studienzeitraums zwischen Januar 2011 und Dezember 2015 waren in den gematchten Gruppen 1251 Patienten von insgesamt 2371 schweren Hypoglykämien betroffen, was bei 406 Patienten in 520 Fällen sogar im hypogklykämischen Koma endete. Patienten mit Insulinpumpen wiesen dabei weitaus seltener einen massiven Abfall des Blutzuckerspiegels auf als Patienten mit Injektionstherapie (9,55 vs. 13,97 pro 100 Patientenjahre). Ähnlich verhielt es sich auch beim hypoglykämischen Koma (2,30 vs. 2,96 pro 100 Patientenjahre). Auch im Hinblick auf die Ketoazidose schnitt die Insulinpumpentherapie besser ab als die Injektionstherapie. Insgesamt wurde in den gematchten Gruppen über 842 Ketoazidosen bei 719 Patienten innerhalb des Untersuchungszeitraumes berichtet, wovon es sich in 542 Fällen um eine schwere Ketoazidose (pH < 7,1) gehandelt hatte. Die Rate der Ketoazidosen lag in der Insulinpumpengruppe signifikant unter der in der Injektionsgruppe (3,64 vs. 4,26 pro 100 Patientenjahre), ebenfalls die Rate schwerer Ketoazidosen (2,29 vs. 2,80 pro 100 Patientenjahre). Eindeutige Resultate Damit seien die Ergebnisse eindeutig, so das Resümee von Beate Karges und ihrem Team. Junge Typ-1-Diabetiker, die Insulinpumpen verwenden, weisen weniger schwere Hypoglykämien und seltener eine diabetische Ketoazidose auf als Diabetiker, die Spritze oder Pen nutzen. Überhaupt waren unter der Pumpentherapie die Glukosewerte insgesamt besser, was sich an den HbA1c-Werten der Kinder und Jugendlichen ablesen ließ. Auch in den S3-Leitlinien zur Therapie des Typ-1-Diabetes sprechen sich die Experten dafür aus, „bei häufigen Unterzuckerungen und sehr schwankenden Blutzuckerwerten und unzureichender glykämischer Kontrolle eine Therapie mit Insulinpumpe zu präferieren“. Voraussetzung sei allerdings, dass Patienten und ihre Eltern gut geschult seien und die intensivierte Insulintherapie beherrschten, so die Leitlinienexperten. Angesichts der aktuellen Diskussion um die Sicherheit von Medizinprodukten sollte die Empfehlung wohl zusätzlich an die Bedingung besserer Prüfverfahren geknüpft werden.

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Praxisempfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft

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