Erschienen in:
23.07.2018 | Kardiomyopathie | Seltene Erkrankungen
Was am Herzen nagt und auf die Nerven geht
verfasst von:
Prof. Dr. Arnt V. Kristen
Erschienen in:
Die Innere Medizin
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Ausgabe 11/2018
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Zusammenfassung
Transthyretin ist ein Transportprotein für Thyroxin und retinolbindendes Protein, das vorwiegend in der Leber produziert wird. Die hereditäre Transthyretinamyloidose ist durch eine von mehr als 120 Punktmutationen im Transthyretingen verursacht und wird autosomal-dominant vererbt. Durch die Mutationen wird die Stabilität der Tetramerstruktur vermindert und eine Dissoziation in Di- und Monomere als geschwindigkeitsbestimmender Schritt für die Amyloidbildung begünstigt. Die Symptomatik wird durch die spezifische Mutation, das Erkrankungsalter, den ethnischen Hintergrund und Umweltfaktoren mitbestimmt. Betroffen sind vor allem die Nerven, das Herz, die Augen und der Darm. Generell werden zwei Altersgipfel beobachtet. Eine Häufung findet sich im Alter von 25 bis 35 Jahren mit neurologischen Symptomen sowie zwischen dem 55. und 65. Lebensjahr, dann häufig unter kardialer Beteiligung mit oder ohne Polyneuropathie. Charakteristisch für die Nervenbeteiligung sind die symmetrische Small-fiber-Polyneuropathie sowie eine autonome Polyneuropathie. Bezüglich der kardialen Beteiligung ist die biventrikuläre Hypertrophie mit diastolischer Dysfunktion bis hin zur restriktiven Kardiomyopathie typisch. Neben der symptomatischen Therapie der individuellen Organbeschwerden galt die Lebertransplantation über viele Jahre als einzige kausale Therapie der ATTR-Amyloidose. Seit 2011 ist Tafamidis, seit 2018 Inotersen für die Therapie der ATTR zugelassen; beide vermindern die Progression der Polyneuropathiesymptome. Weitere Ansätze zur Reduktion der Amyloidbildung (Patisiran, Inotersen) bewirken eine effektive Senkung der Transthyretinkonzentration im Blut, die wiederum zu einer Reduktion der Polyneuropathiesymptome und einer Verbesserung der Lebensqualität führt. Die Zulassung wird für 2018 erwartet.