Erschienen in:
13.06.2016 | Epizoonosen | Schwerpunkt
Parasitäre und infektiöse Gallenwegserkrankungen
Relevante Aspekte nach Fernreise bzw. Migration
verfasst von:
Priv.-Doz. Dr. med. habil. C. Lübbert, Dr. med. S. Schneitler
Erschienen in:
Die Gastroenterologie
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Ausgabe 4/2016
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Zusammenfassung
Die Zunahme globaler und regionaler Krisen führte in den vergangenen Jahren zu einer außerordentlichen globalen Migrationsbewegung, während zeitgleich in der westlichen Welt die Anzahl der touristischen Fernreisen ansteigt. Diese Entwicklung ist mit einer Inzidenzzunahme seltener Infektionskrankheiten in Erstweltländern verbunden, auf deren Symptomatik, Diagnosestellung und Therapie die meisten Ärztinnen und Ärzte nicht hinreichend vorbereitet sind. Die dabei zu bedenkenden parasitären und infektiösen Gallenwegserkrankungen umfassen ein breites Erregerspektrum mit u. U. erheblicher klinischer Latenzzeit. Neben ätiopathogenetischen Besonderheiten von Krankheitsentitäten, wie der akuten Cholangitis bei Migranten, die sich als medizinischer Notfall manifestieren, sind auch chronische Verläufe zu bedenken, die ein Leberversagen oder die Entwicklung von Cholangiokarzinomen induzieren können. Insbesondere bei Migranten spielen Parasiten, wie Ascaris lumbricoides, Fasciola hepatica und Opisthorchis spp., eine wichtige Rolle als Auslöser von biliären Erkrankungen wie der Prädisposition für bakterielle Superinfektionen. Virale oder durch Protozoen bedingte Cholangitiden betreffen v. a. Patienten mit geschwächtem Immunsystem. Die Diagnosestellung orientiert sich an den beteiligten Krankheitserregern, dem Immunstatus des Wirts und dem Ausmaß bzw. der Verteilung einer Gallenwegsobstruktion. Dabei spielen moderne Methoden der Schnittbildgebung, allen voran die gastroenterologische Ultraschalluntersuchung, zusammen mit der endoskopischen retrograden Cholangiopankreatikographie (ERCP) und gezielte mikrobiologische, parasitologische und virologische Tests eine zentrale Rolle und helfen dabei, prädisponierende Ursachen zu identifizieren. ERCP und interventionelle Sonographie/Radiologie eröffnen neben der antimikrobiellen und antiparasitären Therapie weitere Möglichkeiten, um akute und chronische Infektionen der Leber und Gallenwege und deren Komplikationen effektiv behandeln zu können.