Divertikel entstehen nicht auf Basis chronischer Entzündungen

Bei Patienten, bei denen während einer Koloskopie eine Divertikulose diagnostiziert wird, sind die Divertikel weder mit einer Entzündung der Darmmukosa noch mit chronischen gastrointestinalen Symptomen assoziiert. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Manche Gastroenterologen halten es für möglich, dass eine Kolondivertikulose mit einer leichten Entzündung der Darmschleimhaut einhergeht. Entsprechend könnte dies zur Entstehung chronischer gastrointestinaler Symptome beitragen. Dafür wurde der Begriff Symptomatische unkomplizierte Divertikelkrankheit (SUDD, symptomatic uncomplicated diverticular disease) ohne offenkundige Entzündung geprägt. Bisher gab es allerdings keine aussagekräftigen Studien, die einen Zusammenhang zwischen Kolondivertikulose und niedriggradiger Entzündung sowie SUDD bestätigt haben. Deshalb haben Dr. Anne F. Peery von der University of North Carolina School of Medicine in Chapel Hill und ihre Kollegen eine prospektive Studie gemacht, in der zusätzlich zur Koloskopie auch Biopsien vorgenommen wurden. Sie schauten nach, ob Kolondivertikel mit chronischen gastrointestinalen Symptomen assoziiert und ausgewählte Entzündungsmarker bei symptomatischen Patienten vermehrt nachweisbar sind. Divertikel bei den meisten ausschließlich distal An der Studie nahmen mehr als 600 Patienten mit Kolondivertikeln teil. Zuvor ausgeschlossen wurden Patienten mit einer Divertikulitis in der Anamnese und Patienten mit offensichtlich entzündeten Divertikeln. 41% (n = 255) der Studienteilnehmer hatten mindestens ein Kolondivertikel: 28% hatten 1–3, 36% 4–10 und 36% ≥ 10 Divertikel. Bei den meisten Patienten (61%) wurden die Divertikel ausschließlich distal, bei 7% nur proximal und bei 29% sowohl distal als auch proximal entdeckt. Wie die Ärzte berichten, konnten sie keine Assoziation zwischen Divertikulose und Entzündungsmarkern in der Mukosa nachweisen. Sie fokussierten dabei auf das Zytokin TNF-alpha sowie auf die Zelloberflächenmarker CD4, CD8 und CD57. Es gab auch keinen Zusammenhang mit dem Vorkommen von Mastzelltryptase. Schließlich war die Wahrscheinlichkeit für einen IL-6- bzw. IL-10-Nachweis in der Mukosa im Vergleich zu Patienten ohne Divertikel sogar verringert. Von den Patienten wurden 448 zu Symptomen befragt. Bei 12% deckten sie sich auf Basis der Rom-III-Kriterien mit denen beim Reizdarmsyndrom. 14% gaben an, chronische Bauchschmerzen zu haben, also Schmerzen oder Unwohlsein im vergangenen halben Jahr, und zwar mindestens zwei bis drei Tage pro Monat. 2% hatten maximal zweimal Stuhlgang pro Woche, 0,9% mindestens 22-mal. Kein Grund für eine antientzündliche Therapie Weil es keinen Zusammenhang zwischen Divertikulose und Entzündung gibt, gibt es nach Ansicht von Perry und ihren Kollegen keine Basis für eine antientzündliche Behandlung, etwa mit Mesalazin. Einschränkend weisen sie darauf hin, dass in ihrer Studie der Anteil der symptomatischen Patienten mit Reizdarm (mit und ohne Divertikulose) nur bei 12% lag. Zudem habe es keine Informationen über den Schweregrad des Reizdarmsyndroms gegeben. Der S2k-Leitlinie „Divertikelkrankheit/Divertikulitis“ zufolge sind Kolondivertikel definiert als erworbene Ausstülpungen der Mukosa und Submukosa durch muskelschwache Lücken der Kolonwand. Eine Divertikelkrankheit liegt dann vor, wenn Divertikulose zu Symptomen und/oder Komplikationen führt. Und als symptomatische unkomplizierte Divertikelkrankheit (SUDD) werden persistierende oder rezidivierende, einer Divertikulose zuzuschreibenden Symptome – ohne Vorliegen einer apparenten Divertikulitis – bezeichnet. Das Wichtigste in Kürze Frage: Ist eine Kolondivertikulose mit einer Entzündung der Mukosa und mit chronischen gastrointestinalen Symptomen assoziiert? Antwort: Divertikel im Kolon gehen weder mit gastrointestinalen Symptomen noch mit einer mukosalen Entzündung einher. Bedeutung: Bei der Kolondivertikulose handelt es sich nicht um einen chronischen Entzündungsprozess, weswegen eine Therapie mit antientzündlichen Präparaten nicht sinnvoll ist. Einschränkung: Der Anteil der symptomatischen Patienten mit Reizdarm (mit und ohne Divertikulose) war mit nur 12% recht klein. Zudem lagen keine Informationen über den Schweregrad des Reizdarmsyndroms vor.

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