Barrett-Ösophagus: Wann zur Kontrollendoskopie?

Mehr als die Hälfte der Patienten mit neu diagnostiziertem Ösophaguskarzinom weist im Vorfeld eine langsegmentige Metaplasie mit erhöhtem Risiko für den Übergang in ein Adenokarziom auf. Wie hoch das Krebsrisiko in Abhängigkeit von der Länge der Läsion ist, wurde in einer Studie berechnet. Die jährlichen Übergangsraten von einem Barrett-Ösophagus in ein ösophageales Adenokarzinom haben Heiko Pohl und Kollegen vom VA Medical Center in Vermont bei Patienten mit unterschiedlicher Metaplasielänge untersucht. Sie stützten sich dabei auf Daten einer großen deutschen Kohortenstudie mit Barrett-Patienten, bei denen ein ösophageales Adenokarzion im T1-Stadium diagnostiziert worden war, Daten zur Prävalenz des Barrett-Ösophagus in der Allgemeinbevölkerung sowie das deutsche Krebsregister. Mit der Metaplasielänge steigt das Krebsrisiko Unter 1017 Patienten mit neu diagnostiziertem ösophagealem Adenokarzinom im Frühstadium T1 hatten 56% eine Metaplasielänge von mindestens 3 cm (Long-Segment-Barrett-Ösophagus) gehabt, 24% einen kurzsegmentigen Barrett-Ösophagus mit einer Läsion zwischen 1 und < 3 cm und 20% einen ultrakurzsegmentigen mit einer Länge unter 1 cm. Das durchschnittliche Alter der zu 85% männlichen Patienten lag bei 69 Jahren. Alle Neoplasie-Diagnosen waren zwischen Januar 2003 und Dezember 2011 an den Dr.-Horst-Schmidt-Kliniken in Wiesbaden gestellt worden. In der Allgemeinbevölkerung lag die Prävalenz des langsegmentigen Barrett-Ösophagus bei Personen ab 50 Jahren bei 1,5%, des kurzsegmentigen bei 5% und des ultrakurzsegmentigen bei 14%. Dem deutschen Krebsregister zufolge war die Inzidenz des ösophagealen Adenokarzinoms im Jahr 2010 für Patienten dieser Altersgruppe 5,8/100.000. Auf der Basis dieser Zahlen berechneten Pohl und Kollegen in einer Base-case-Analyse die jährlichen Krebsraten entsprechend der Metaplasielängen: Ihren Kalkulationen zufolge entfallen 3,3/100.000 auf Patienten mit langsegmentigem, 1,4 auf Patienten mit kurzsegmentigem und 1,2 auf Patienten mit ultrakurzsegmentigem Barrett-Ösophagus. Als maximale jährliche Transitionsraten kalkulierten die Autoren für Patienten mit langem, kurzem und ultrakurzem Barrett-Ösophagus 0,22% bzw. 0,03% bzw. 0,01%. Um endoskopisch ein Karzinom zu entdecken, müssten sich also 450 Patienten mit langsegmentigem Barrett-Ösophagus jährlich untersuchen lassen (kurzsegmentig: 3440 Patienten, ultrakurzsegmentig: 12.364 Patienten). In einer zweiten Analyse berechneten Pohl und Kollegen die Übergangsraten in der US-Bevölkerung. Bei etwas höherer Inzidenz des ösophagealen Karzinoms (8,2/100.000) ergaben sich ähnliche Werte. Fazit der Autoren Am meisten profitieren von Kontrollen Patienten mit Metaplasielängen ab 3 cm. Für sie halten die Autoren ein 3-Jahres-Intervall für geeignet. Legt man ein dreijähriges Überwachungsintervall zugrunde, müssten in Deutschland 150 Patienten mit langsegmentigem Barrett-Ösophagus regelmäßig kontrolliert werden, um ein Ösophaguskarzinom zu entdecken. Das weitaus geringere Krebsrisiko für Patienten mit kleineren Metaplasien wirft allerdings die Frage auf, ob eventuelle Kontrolluntersuchungen von der jeweiligen Barrett-Länge abhängig gemacht werden sollten. Für Patienten mit kurzsegmentiertem Barrett-Ösophagus dagegen schlagen Pohl und Kollegen keine Kontrollen oder Endoskopien im Abstand von mindestens fünf Jahren vor. Bei Metaplasien unter einem Zentimeter sehen sie keinerlei Kontrollbedarf. In den vor Kurzem überarbeiteten britischen und deutschen Leitlinien wird ein ähnliches Vorgehen empfohlen. Abweichend ist hier lediglich die Empfehlung eines drei- bis fünfjährigen Abstands zwischen den Kontrollendoskopien beim kurzsegmentigem Barrett-Ösophagus.

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