Barrett-Länge über die Zeit erstaunlich stabil

Die bei der Index-Endoskopie festgestellte Länge des Barrett-Ösophagus ändert sich über lange Zeit hinweg in allen Altersgruppen kaum. Hintergrund Patienten mit Barrett-Ösophagus haben ein 10-20 fach erhöhtes Risiko ein Adenokarzinom des Ösophagus zu bekommen im Vergleich zu Personen ohne diese Veränderung. Die Länge des Barrett-Ösophagus gilt dabei als ausgeprägter Risikofaktor für eine Progression zur Dysplasie und zum Adenokarzinom. Nach den bislang publizierten Daten ist pro 1 cm Längenzunahme des Barrett-Segments mit einer Zunahme des Karzinomrisikos zwischen 14% und 28% zu rechnen. Ob, und wenn ja, in welchem Zeitraum nach der initialen Diagnose die Länge des Barrett-Segments zunimmt, ist nicht ganz klar, da hierzu unterschiedliche Daten vorliegen. In manchen Studien wurde nach Antireflux-Chirurgie oder langfristiger Säuresuppression mit PPI über eine Regression der Länge des Barrett-Segments berichtet. Andere stellten dagegen eine kontinuierliche Zunahme im Lauf der Zeit fest. Für die Hypothese, wonach die Länge des Barrett-Segments unabhängig von der Art der Therapie über die Zeit hinweg konstant bleibt, gibt es nur sehr spärliche Belege. Patienten und Methoden Diesem Mangel sollte nun in einer großen Multicenterstudie an fünf gastroenterologischen Zentren der USA abgeholfen werden. 3635 Patienten mit Barrett-Ösophagus (87,8% Männer) im mittleren Alter von 60,9 Jahren und einer mittleren Länge des Barrett-Segments von 3,5 cm wurden in eine Beobachtungsstudie aufgenommen. Die Abstände zwischen den Endoskopien waren dem jeweiligen Zentrum überlassen, betrugen aber überwiegend eine Untersuchung pro Jahr. Ergebnisse Die mediane Follow-up Dauer lag bei 3,5 ± 4,3 Jahren, die Zahl der ÖGD pro Patient lag bei 3,3 ± 3,1 in der Beobachtungsdauer und war in allen Altersgruppen ungefähr gleich. 81% der Patienten waren bei Diagnosestellung des Barrett-Ösophagus ≥ 50 Jahre alt. 73% hatten eine Raucher-Anamnese, 52% standen unter Aspirin, 60% unter einem Statin und 94% unter PPI. Die Verteilung der Barrett-Diagnosen in den einzelnen Altersgruppen betrug 0,9% bei den unter 30-Jährigen, 4,1% bei den 30- bis 39,9-Jährigen, 13,9% bei den 40- bis 49,9-Jährigen, 27,4% bei den 50- bis 59,9-Jährigen, 28,9% bei den 60- bis 69,9-Jährigen, 20,2% bei den 70- bis 79,9-Jährigen und 4,6% bei den ≥ 80-Jährigen. Im Lauf der Beobachtungsdauer nahm das Barrett-Segment um 0,9 ± 0,19 cm zu. Diese geringe Zunahme bezog sich auf sämtliche Alterskategorien, zwischen denen kein signifikanter Unterschied der Längenzunahme des Barrett-Segments bestand. In einer Untergruppe von 1447 Patienten mit Barrett-Ösophagus ohne Dysplasie, die mindestens über ein Jahr hinweg nach untersucht wurden, kam es in der sehr kleinen Gruppe der unter 30-Jährigen zu einer Zunahme der Barrett-Länge von 1,7 cm, bei den über 40-Jährigen dagegen zu einer geringen Abnahme zwischen 0,12 und 0,76 cm. Über alle Alterskategorien hinweg ergab sich ein signifikanter negativer Trend der Barrett-Länge. Kommentar von Prof. Füeßl "Das Karzinomrisiko steigt nicht an und wird vermutlich überschätzt" Prof. Dr. med. H. S. Füeßl München × Die Untersuchung stützt die Hypothese, dass sich die Länge des Barrett-Segments im Lauf der Jahre nach der initialen Längenfeststellung kaum ändert. Dafür spricht die direkte Beobachtung, wonach sich im Lauf der Follow-up-Endoskopien nur eine durchschnittliche Zunahme von knapp 1 cm ergeben hat. Die gleiche Länge des Barrett-Segments in den verschiedenen Alterskategorien erlaubt eine indirekte Schlussfolgerung mit dem gleichen Ergebnis, da offensichtlich die Dauer des Reflux, die bei alten Patienten naturgemäß länger sein muss als bei jungen, offenbar keinen Einfluss auf das Wachstum des Barrett-Segments hat. Bei den Barrett-Befunden ohne Dysplasie kam es unter laufender PPI-Therapie sogar zu einer tendenziellen Rückbildung der Barrett-Länge. Die Untersuchung stützt die aus epidemiologischen Studien in Dänemark gewonnene Erkenntnis, wonach das Karzinomrisiko beim Barrett-Ösophagus wesentlich geringer ist als man früher angenommen hat. Auch kann man nicht davon ausgehen, dass im Lauf der Jahre die Länge des Barrett-Segments notgedrungen zunehmen würde. Neben der großen Zahl von Patienten und dem langen Follow-up besitzt die Untersuchung den Vorteil, dass die gar nicht so einfach zu bestimmende Länge des Barrett-Segments nach einem standardisierten Verfahren in den fünf Zentren vorgenommen wurde. Als praktische Konsequenz aus der Untersuchung darf man folgern, dass das Malignomrisiko, das sich aus der Länge des Barrett-Segments ergibt, über die ganze Zeit hinweg das gleiche ist. Take-home-message Bei der Entscheidung zur endoskopischen Therapie des Barrett-Ösophagus sollte das Alter keine Rolle spielen, da die Wachstumstendenz insgesamt gering und in allen Alterskategorien gleich ist.

Live-Webinar: Aktuelle Leitlinien bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Springer Medizin

Barrett-Länge über die Zeit erstaunlich stabil

Weiterführende Themen

Magen-Darm-Erkrankungen in der Hausarztpraxis

Live-Webinar: Aktuelle Leitlinien bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Springer Medizin

Bitte loggen Sie sich ein, um Zugang zu diesem Inhalt zu erhalten

Weiterführende Themen

Magen-Darm-Erkrankungen in der Hausarztpraxis