Nierenbiopsie: 18-G-Kanüle genügt

Mit einer 18-Gauge-Nadel wird bei einer Nierenbiospie zwar weniger Gewebe entnommen, allerdings gibt es auch deutlich weniger Komplikationen als mit einer 16-G-Kanüle. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Eine perkutane Nierenbiopsie unter Ultraschall ist bei chronischen Nierenerkrankungen zur präzisen Diagnostik oft unverzichtbar. Allerdings kommt es bei etwa jedem fünften Patienten zu Komplikationen und bei jedem zehnten zu ernsthaft Problemen, berichten Ärzte um Dr. Paulo Ramos Botelho Antunes von der Santa-Casa-Klinik in Belo Horizonte. Es liegt nahe, dass der Kanülendurchmesser dieses Risiko mitbeeinflusst. Verwendet werden für die Prozedur üblicherweise 18- und 16-Gauge-Kanülen, wobei es in der Literatur recht widersprüchliche Angaben zur Komplikationsrate mit den jeweiligen Größen gibt. Einige Arbeiten fanden mit der größeren 16-G-Kanüle keine erhöhte Komplikationsrate, dafür aber eine höhere Gewebeausbeute. Andere dokumentierten hingegen weniger Komplikationen mit der etwas dünneren 18-G-Nadel bei vergleichbarer Ausbeute. Das Team um Antunes kommt nun anhand einer randomisiert-kontrollierten Studie zu einem ähnlichen Schluss: Die Komplikationsrate mit der 18-G-Nadel ist nach ihren Daten deutlich geringer als mit einer 16-G-Kanüle, allerdings wird damit auch weniger Gewebe entnommen. Die Menge reicht nach Ansicht der Ärzte für die Diagnostik aber vollkommen aus. Größere Nadel, mehr Glomeruli Das Team um Antunes konnte für die Studie 238 Patienten gewinnen, die aufgrund einer chronischen Nierenerkrankung für eine Nierenbiopsie vorgesehen waren. Die Teilnehmer waren im Schnitt 41 Jahre alt, zu 52% Männer, 27% hatten zuvor ein Nierentransplantat bekommen. 56% erhielten nach dem Zufallsverfahren eine Biopsie mit einer 16-G-, die übrigen mit einer 18-G-Nadel. In der Gruppe mit 18-G-Nadel befanden sich rund doppelte so viele Transplantatpatienten wie in der mit 16-G-Nadel, ansonsten gab es keine größeren Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Die Ärzte nahmen sämtliche Biopsien unter Ultraschallkontrolle vor. Zudem bestimmten sie per Ultraschall auch das Hämatomvolumen nach dem Eingriff und screenten die Patienten unmittelbar nach der Biopsie sowie nach drei Stunden, zwölf Stunden und sieben Tagen auf Komplikationen. Wie erwartet, wurde mit der 16-G-Kanüle etwas mehr Gewebe entnommen: Im Schnitt befanden sich in den Proben 22,1 Glomeruli, mit der 18-G-Nadel waren es 17,5 – ein signifikanter Unterschied. Mit der größeren Nadel gab es nur drei Patienten (2,3%), in deren Proben die Ärzte weniger als fünf Glomeruli aufspürten, dies war immerhin bei acht Patienten (7,7%) mit der kleineren Nadel der Fall. Mehr ernste Komplikationen mit 16-G-Nadeln 21% der Patienten erlitten Komplikationen – rund 28% mit der großen und 13% mit der kleinen Nadel. Größere Komplikationen traten bei etwa 11% aller Patienten auf, am häufigsten waren dies intensive Schmerzen nach der Prozedur (bei 9,2%). Diese traten fast ausschließlich in der Gruppe mit 16-G-Nadeln auf (14%) und nur selten bei den Teilnehmern mit 18-G-Nadeln (3%). Vier Patienten wurden hämodynamisch instabil, drei davon stammten aus der 16-G-Gruppe. Aus dieser Gruppe entwickelte auch ein Patient eine Embolie, nachdem er eine Bluttransfusion benötigt hatte. Insgesamt fanden die Ärzte in der 16-G-Gruppe bei rund 17% der Patienten ernste Komplikationen, jedoch nur bei knapp 4% mit der kleineren Kanüle – ein hochsignifikanter Unterschied. Weniger ernste Probleme wie arteriovenöse Fisteln oder eine intravesikuläre Koagulationen trafen 10,5% der Patienten mit 16-G- und 8,7% mit 18-G-Kanüle – dieser Unterschied erwies sich als nicht signifikant. Die Komplikationsrate schien jedoch vom Hämatomvolumen abzuhängen: Patienten mit Komplikationen wiesen durchschnittliche Volumina zwischen 44 ml (unmittelbar nach dem Eingriff) und 81 ml (nach sieben Tagen) auf, dagegen lagen die Werte von Patienten ohne Komplikationen zwischen 6 ml und 7 ml. Mit der 16-G-Nadel waren die Hämatomvolumina deutlich größer – bei Patienten sowohl mit als auch ohne Komplikationen. Unabhängig davon scheint ein Hämatomvolumen über 40 ml unmittelbar nach dem Eingriff ein guter Marker für Komplikationen zu sein, betonen die Ärzte um Antunes. Sie halten auch eine Anzahl von fünf Glomeruli für ausreichend, damit sich Ärzte ein gutes Bild von der Niere machen können, und diese Zahl werde bei den allermeisten Patienten mit einer 18-G-Kanüle erzielt. Mit 18 Gauge werde jedoch ein weitaus kleineres Hämatom gesetzt, was offenbar deutliche Konsequenzen für die Komplikationsrate habe: Diese ist jedenfalls nach den vorliegenden Daten nur halb so hoch, die Rate ernster Komplikationen sogar nur ein Viertel so hoch wie mit 16-G-Nadeln. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welche Nadelstärke ist bei Nierenbiopsien zu bevorzugen? Antwort: 18-G-Nadeln liefern genug Glomeruli für die Diagnostik, verursachen aber weniger Komplikationen. Bedeutung: Eine 18-G-Kanüle genügt für die Biopsie bei Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen. Einschränkung: Nierentransplantat-Empfänger befanden sich häufiger in der Gruppe mit 18-G-Nadeln. Bei ihnen ist die Komplikationsrate generell niedriger.

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