Liquid Biopsy: Vom Hype zurück in die Realität

Die „Liquid Biopsy“ soll es zukünftig möglich machen, invasive Diagnosemethoden zu ersetzen und Prognose und Therapiekontrolle zu vereinfachen. Wie alle Methoden ist aber auch diese keine Wunderwaffe und hat ihre Schwächen, die man kennen muss. Wenn es nach Prof. Dr. Klaus Pantel vom Institut für Tumorbiologie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf ginge, würde der Begriff „Liquid Biopsy“ primär die Messung zirkulierender Tumorzellen (CTC) erfassen. Inzwischen wird er aber auch für die Detektion von zellfreier Tumor-DNA (cfDNA), zellfreie mitochondriale Tumor-RNA (cfmiRNA) und Exosomen als vor allem bei Apoptose der Tumorzellen freigesetzte Biomarker verwendet. „Wir wollen aber immer auch wissen, was die lebenden Zellen machen“, betonte Patel. Die ehrgeizigen Ziele der Liquid Biopsy sind Screening und Früherkennung von Krebs, Abschätzung des Metastasierungsrisikos, Stratifizierung und Monitoring der Therapie, Identifizierung therapeutisches Zielstrukturen und Resistenzmechanismen, Verbesserung des Verständnisses der Biologie der Metastasierung. Das Erreichen solche Ziele ist nicht trivial. So fanden sich somatische tp53-Mutationen als Tumormarker nicht nur in der Peritonealflüssigkeit und im Blut von Patientinnen mit Ovarialkarzinom, sondern auch bei allen untersuchten älteren Frauen ohne Krebserkrankung. Die „Liquid Biopsy“ umfasst laut Pantel derzeit etwa 50 verschiedene Testmethoden, daher sind internationale Bemühungen um eine Standardisierung wichtig. Aktuell prüft ein europaweites Konsortium unter Leitung von Patel die blutbasierte Diagnostik auf der Basis von CTC, ctDNA, cfmiRNA und Exosomen bei Lungen- und HER2-positivem Brustkrebs. ctDNA-Test im Alltag angekommen Nach der Zulassung von Osimertinib zur Therapie des Bronchialkarzinoms mit einer T790M-Mutation des epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor (EGFR) nach Progress unter anderen EGFR-Inhibitoren ist die cfDNA-Messung in der Routine angekommen. Prof. Dr. Michael Hummel vom pathologischen Institut der Charité in Berlin warnte aber vor Fallstricken. Wichtig sei die Verwendung von dafür geeigneten Röhrchen mit speziellen Zusatzstoffen (Cell-Free DNA/RNA BCT® Röhrchen der Firma Streck und/oder PAXgene Röhrchen der Firma PreAnalytiX). Sonst kann es in den Blutproben durch das Absterben von Zellen bis zur Analyse zu einer Überlagerung der eigentlich gesuchten zellfreien Tumor-DNA kommen. „Viel freie DNA ist immer ein ganz schlechtes Zeichen“, betonte er. Im Labor sollte dann rasch das Plasma gewonnen und bei -80 °C eingefroren werden. Um sicherzugehen, dass überhaupt Tumor-DNA in der Probe vorhanden ist, empfiehlt Hummel, andere tumorspezifische Marker mitlaufen zu lassen. Ringversuch zeigt Anforderungen Einen Standard für die T790M-Detektion gibt es noch nicht. In einem Ringversuch der Qualitätssicherungs-Initiative Pathologie (QUIP) zeigten sich in verschiedenen Laboren mit unterschiedlichen Methoden auch sehr verschieden hohe cfDNA-Mengen und T790M-Allelfrequenzen. Auch hier waren allerdings einige Proben durch Nicht-Tumor-DNA kontaminiert, sodass die Detektion von T790M nicht möglich war. Letztlich nahmen 40 von 48 teilnehmenden Laboren erfolgreich am Ringversuch teil. Eine Empfehlung für eine bestimmte Methode konnte nicht abgeleitet werden, allerdings hatten die einzigen beiden Labore, die eine Sanger-Sequenzierung genutzt hatten, nicht bestanden. „Es ist mindestens die digitale Polymerasekettenreaktion notwendig“, betonte Hummel.

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