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Erschienen in: Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie 2/2017

20.03.2017 | Originalarbeit

Diagnostischer Nutzen einer strukturierten Erfassung von Verhaltensbeobachtungen des allgemeinen Vollzugdiensts im Jugendstrafvollzug

verfasst von: Joscha Hausam, Robert J. B. Lehmann, Klaus-Peter Dahle

Erschienen in: Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie | Ausgabe 2/2017

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Zusammenfassung

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Fremdbeurteilung von Inhaftierten durch den allgemeinen Vollzugsdienst (AVD). Verhaltensbeobachtungen durch den AVD gehören vielerorts bereits zum vollzuglichen Alltag (z. B. im Rahmen von Vollzugsplankonferenzen), erlauben sie doch potenziell wertvolle Einblicke „hinter die Kulissen“, die dem therapeutischen Personal oftmals im Verborgenen bleiben. Bisherige Forschungsbefunde aus benachbarten Disziplinen (z. B. Psychiatrie) weisen indessen darauf hin, dass solche Einschätzungen insbesondere dann valide sind, wenn sie systematisch erfolgen und strukturiert erfasst werden. Zu diesem Zweck wurde im Rahmen der Evaluation einer sozialtherapeutischen Einrichtung des Jugendstrafvollzugs ein Fragebogen mit 16 Skalen zur systematischen Einschätzung beobachtbarer Verhaltens- und Persönlichkeitsmerkmale durch Bedienstete des AVD zusammengestellt. Die Skalen wiesen in einer Stichprobe mit 62 jungen Inhaftierten der sozialtherapeutischen Abteilung der Jugendstrafanstalt Berlin überwiegend zufriedenstellende bis gute psychometrische Eigenschaften auf. Sie korrelierten mit einer Anzahl haftbezogener Merkmale (z. B. Regelverstöße) und prognostischen Risikobeurteilungen (PCL-R und HCR-20). Regressionsanalytische Untersuchungen zur Vorhersage des Therapieerfolgs liefern weitere Belege für die Konstruktvalidität des Instruments. Schließlich konnte in einer Substichprobe (n = 26) von Gefangenen, die nach der Erstbeurteilung rund ein Jahr in der Einrichtung verblieben waren, gezeigt werden, dass die Einschätzungen des AVD sowohl erwünschte als auch unerwünschte Verhaltensveränderungen im Behandlungsverlauf abbilden konnten. Der potenzielle diagnostische Nutzen und Implikationen einer systematischen Erfassung von Verhaltensbeobachtungen durch den AVD werden diskutiert.
Fußnoten
1
Für die vorliegende Untersuchung wurde unterschieden zwischen einem erfolgreichen Therapieabschluss und einem Abbruch der Behandlung in der SothA. Hierzu wird angemerkt, dass unter Abbruch auch eine Herausnahme in den Erwachsenenvollzug und Abschiebungen subsumiert wurden.
 
Literatur
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Metadaten
Titel
Diagnostischer Nutzen einer strukturierten Erfassung von Verhaltensbeobachtungen des allgemeinen Vollzugdiensts im Jugendstrafvollzug
verfasst von
Joscha Hausam
Robert J. B. Lehmann
Klaus-Peter Dahle
Publikationsdatum
20.03.2017
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in
Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie / Ausgabe 2/2017
Print ISSN: 1862-7072
Elektronische ISSN: 1862-7080
DOI
https://doi.org/10.1007/s11757-017-0416-5

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