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Erschienen in: Der Orthopäde 3/2016

Open Access 01.03.2016 | Einführung zum Thema

Die Apophyse – in Theorie und Praxis unterschätzt

verfasst von: Prof. Dr. B. Heimkes

Erschienen in: Die Orthopädie | Ausgabe 3/2016

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Übersichtsartikel zum Thema Knochenwachstum zeigen auf, dass unser Skelett mithilfe enchondraler Ossifikation an den Epiphysen in die Länge und mittels perichondraler Ossifikation vom Perichondrium her in die Breite wächst. Die vielgestaltig am Skelett auftretenden Apophysen werden fast immer unterschlagen, zuerst einmal mit Recht, da sie nichts zum gesamten Längenwachstum des Körpers beitragen. Da jedoch Apophysen und Apophysenfugen relativ große Volumina und Flächen aufweisen, muss ihnen die Natur dennoch eine wichtige Rolle im Skelettwachstum zugewiesen haben.
Doch zuerst zu den Gemeinsamkeiten: Sowohl Epiphysenfugen als auch Apophysenfugen sind histologisch identisch aufgebaut und gehorchen denselben Wachstumsgesetzen. Bei beiden regelt die hypothalamisch-hypophysäre Wachstumsachse den Knorpelstoffwechsel und Muskelmetabolismus, beide benötigen als funktionellen Wachstumsreiz den Druck, der von Scherung überlagert sein muss. So weist Reinhard Putz im ersten Artikel nach, dass an jeder Apophyse fibröse Zuggurtungen vorliegen, die auch offensichtlich erscheinende Zugbelastungen in Druckbeanspruchungen überführen; es gibt also keine Zugapophysen.
Der zweite Artikel von Bernhard Heimkes zeigt die primär nicht erkennbare, im Vergleich zu den Epiphysen andersartige Bedeutung der Apophysen auf. Am Beispiel der großen Apophysen des Beines lässt sich erkennen, dass Apophysen die Funktion der ihnen zugeordneten, benachbarten Gelenke beeinflussen, indem sie deren Hebelarme verlängern und diese in unterschiedliche Stellung bringen.
In den folgenden klinischen Artikeln von Thomas Wirth, Hartmut Gaulrapp, Holger Mellerowicz und Sebastian Reuter zeigt sich das janusköpfige Gesicht des Sports, insbesondere wenn er in der Krisenzeit des puberalen Wachstumsschubes seine Opfer fordert. Wenn sich, hormonell angestoßen, die Wachstumsfugen umbauen und die Muskelkräfte zunehmen, zudem die Koordination und Knochenstärke hinterherhinken, dann leiden Apophysen. Sie tun dies leise vor sich hin, wie beim Morbus Schlatter, der, obwohl harmlos, manchem Jugendlichen die Sportkarriere kostet. Sie kommen laut und dramatisch daher, wie bei den Avulsionsverletzungen des Beckens und der proximalen Tibia, die schwieriger zu diagnostizieren und zu differenzieren sind; auch wird man sich genauer überlegen müssen, welcher Patient für welche Therapie in Frage kommt.
Im Artikel von Leonhard Döderlein ist gut ersichtlich, dass sich der alte Grundsatz „form follows function“ in besonderer Weise am Wachstum der Fersenbeinapophyse bewahrheitet. Ein dort gestörtes Gleichgewicht der Kräfte verändert die Form und Funktion des gesamten Fußes entscheidend.
Zum Abschluss weist Frank Schröter in einem wegweisenden Artikel zur Begutachtung darauf hin, dass sich die Rechtsprechung zur Ursache von Apophysenausrissen geändert hat. Meinte man bisher, dass eine gesunde Apophyse selbst bei maximaler willkürlicher Kraftanstrengung nicht abreißen kann, so kann man heute als Gutachter davon ausgehen, dass die pubertätsbedingte Vulnerabilität der Apophyse nicht im Sinne einer Vorerkrankung angesehen werden kann. Dementsprechend können Gerichte, wenn der Gutachter sorgfältig argumentiert, im Einzelfall Apohysenausrisse als echte, traumatische Ausrisse anerkennen.
Sie werden in diesem Heft einige Informationen finden, die bisher noch nicht zugänglich waren. Die Apophysen sind von der Forschung bisher wenig entdeckt. Es gibt noch weiße Flecken am Globus der funktionellen Anatomie, sodass es den Autoren ein Anliegen ist, Ihr Interesse zu wecken und weitere Forschungen anzuregen,
Prof. Dr. med. Bernhard Heimkes

Interessenkonflikt

B. Heimkes gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Open Access. This article is distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 International License (http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/), which permits unrestricted use, distribution, and reproduction in any medium, provided you give appropriate credit to the original author(s) and the source, provide a link to the Creative Commons license, and indicate if changes were made.
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Metadaten
Titel
Die Apophyse – in Theorie und Praxis unterschätzt
verfasst von
Prof. Dr. B. Heimkes
Publikationsdatum
01.03.2016
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in
Die Orthopädie / Ausgabe 3/2016
Print ISSN: 2731-7145
Elektronische ISSN: 2731-7153
DOI
https://doi.org/10.1007/s00132-016-3232-2

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