Erschienen in:
01.01.2013 | Originalien
Die Behandlungspraxis bei Patienten mit isolierter stumpfer Milzverletzung
Eine Befragung der Schweizer Traumatologen
verfasst von:
B. Schnüriger, MD, F. Martens, B.M. Eberle, P. Renzulli, C.A. Seiler, D. Candinas
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 1/2013
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Zusammenfassung
Hintergrund
Das nicht-operative Management (NOM) des stumpfen Milztraumas hat sich in den vergangenen Jahren als Therapiekonzept etabliert. Es bestehen jedoch zahlreiche Kontroversen bezüglich der Überwachung und Nachsorge dieser Patienten. Ziel dieser Studie war es, mittels einer Umfrage bei Mitgliedern der Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeine und Unfallchirurgie (SGAUC) die aktuelle Praxis bezüglich NOM beim isolierten Milztrauma zu erfassen und mögliche Diskrepanzen zur aktuellen Literatur zu eruieren.
Studiendesign und Untersuchungsmethode
Sämtliche praktizierende Mitglieder der SGAUC wurden mittels schriftlichem Umfragebogen adressiert. Dieser enthielt Fragen zu Person und Klinik des Chirurgen, Fragen zu Diagnostik und Management während der Hospitalisation sowie zu radiologischen Verlaufskontrollen und zur stufenweisen Wiederaufnahme von Alltagsaktivitäten.
Ergebnisse
An der Umfrage nahmen 52 von 165 (31,5%) praktizierenden Mitgliedern der SGAUC teil. Diese deckten 62,8% aller Schweizer Traumazentren ab. Vierzehn Befragte (26,9%) verfügen an ihrer Klinik über ein Protokoll zur Behandlung des Milztraumas. Als initiale Bildgebung beim hämodynamisch stabilen Patienten mit stumpfem Abdomaninaltrauma gaben 82,7% der Befragten die Sonographie an. Bei sonographischem Verdacht auf Milztrauma verzichteten allerdings 19,2% der Befragten auf eine weitergehende Diagnostik. Die Hälfte der Chirurgen gab außerdem an, bei sichtbarem Kontrastmittelextravasat aus der Milz keine weiteren therapeutischen Maßnahmen einzuleiten. 86,5% der Befragten würden Patienten mit niedriggradigem Milztrauma für durchschnittlich 1,6 (0–4 Tage) in einem kontinuierlich-monitorisierten Bett überwachen. Keine Unterschiede wurden hinsichtlich der Aktivitätsrestriktion zwischen mittel- und hochgradigen Milztraumata gemacht.
Schlussfolgerung
Aufgrund eines Mangels an evidenzbasierten Richtlinien zum NOM des Milztraumas gibt es eine beträchtliche Variabilität in der klinischen Praxis selbst unter erfahrenen Chirurgen. Die größten Diskrepanzen zu den Empfehlungen in der aktuellen Literatur waren zum einen der Verzicht auf eine Computertomographie bei Verdacht auf Milztrauma, zum anderen das konservative Vorgehen trotz nachgewiesenem Kontrastmittelaustritt.