Erschienen in:
05.07.2019 | Schizophrenie | Originalien
Die forensische Präventionsambulanz Ansbach
Evaluation des Modellprojekts zur Behandlung psychiatrischer Risikopatienten
verfasst von:
PD Dr. Joachim Nitschke, Zara Sünkel, Andreas Mokros
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 5/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Patienten mit schweren psychiatrischen Erkrankungen, die ein erhöhtes Gewaltrisiko aufweisen, werden mitunter über längere Zeit unzureichend versorgt, bis eine Straftat zu einer Unterbringung in der forensischen Psychiatrie führt.
Zielsetzung und Fragestellung
Das Konzept der Präventionsambulanz wurde in dieser Zeitschrift unlängst vorgestellt. Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde evaluiert, ob sich die Behandlung in der Präventionsambulanz gewaltpräventiv und therapeutisch positiv auswirkt.
Methode
Das Studiendesign entsprach einem quasi-experimentellen Längsschnittdesign. Die Kontrollgruppe bestand aus vergleichbaren Patienten eines benachbarten Versorgungsgebiets. Die Messungen erfolgten bei Aufnahme (t0) und in der Regel 6 bzw. 12 Monate später (t1 bzw. t2). Als Indikatoren für Behandlungserfolg wurden dynamische Risikofaktoren (konkret: Subskalen C und R des History Clinical Risk-20 [HCR-20], Version 2) sowie das globale Funktionsniveau (GAF) anhand klinischer Fremdbeurteilung erhoben. Für 70 Probanden in der Experimental- und 51 Probanden in der Kontrollgruppe wurden gemischte Effektmodelle mit Gruppenzugehörigkeit als festem Effekt berechnet.
Ergebnisse
Der Interaktionseffekt aus Gruppenzugehörigkeit und Zeit wurde für den R‑ und den GAF-Wert, jedoch nicht für den C‑Wert, statistisch signifikant, wobei für mehrfaches Testen kontrolliert wurde.
Schlussfolgerungen
Die Hypothesen bezüglich der Behandlungseffektivität können für Risikomarker und allgemeines Funktionsniveau aufrechterhalten werden; hinsichtlich klinischer Parameter bestand eine Tendenz in der erwarteten Richtung. Die Daten weisen somit auf die positive Wirkung der Präventionsambulanz für die behandelten Patienten hin.