Erschienen in:
17.02.2017 | Forensische Osteologie | Originalien
Die forensische Relevanz von Ossuarien – illustriert am Beinhaus von St. Lubentius
verfasst von:
Dr. med. F. Holz, C. G. Birngruber, M. A. Verhoff
Erschienen in:
Rechtsmedizin
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Ausgabe 2/2017
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Zusammenfassung
Hintergrund
Im Jahr 2010 wurde bei Sanierungsarbeiten einer Kirche ein vergessenes Beinhaus entdeckt. Die aus dem 15. bis 19. Jahrhundert stammenden Knochen wurden unter forensisch-osteologischen Gesichtspunkten untersucht.
Ziel der Arbeit
Eine Untersuchung der vorgefundenen Knochen sollte Aussagen zu Individuenanzahl, Geschlecht und Sterbealter sowie möglichen Verletzungsspuren erbringen.
Material und Methoden
Nach Sichtung des Gesamtkollektivs erfolgten morphologische und morphometrische, vereinzelt auch computertomographische Untersuchungen an Schädelknochen(-fragmenten) und linken Femora.
Ergebnisse
Bei einer Mindestanzahl von 739 Individuen waren männliche Schädel bzw. Femora methodisch bedingt überrepräsentiert. Die Verteilung des Sterbealters war abhängig vom Geschlecht: Die meisten Männer verstarben im maturen, die meisten Frauen bereits im adulten Alter. Jeder zehnte Schädel wies prämortale Verletzungen, jeder zwanzigste perimortale Verletzungen auf. Zwei Drittel aller perimortalen Verletzungen waren Folge stumpfer Gewalteinwirkung, knapp zwei Drittel aller perimortalen Verletzungen am Schädel fanden sich am Stirn- und am linken Scheitelbein.
Schlussfolgerungen
Die Erarbeitung eines „biologischen Profils“ an historischen Knochen kann für den an rezenten Knochenfunden „geeichten“ forensisch-osteologischen Sachverständigen einerseits Stolpersteine beinhalten, denen er sich während des Untersuchungsgangs bewusst sein muss. Andererseits bieten sich unter traumatologischen Aspekten oftmals eindrucksvolle Befunde, die einen Zugewinn für die aktuelle Fallarbeit darstellen.