Erschienen in:
18.04.2016 | Originalien und Übersichten
Die Gesundheit von Arbeitslosen und die Effekte auf die Arbeitsmarktintegration
Ergebnisse im Panel Arbeitsmarkt und soziale Sicherung (PASS), Erhebungswellen 3 bis 7 (2008/09–2013)
verfasst von:
PD Dr. Alfons Hollederer, Dr. Sven Voigtländer
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 5/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Arbeitslosigkeit geht nach dem aktuellen Forschungsstand mit Gesundheitsbelastungen einher. Die Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge sind dabei nicht vollständig geklärt. Die vorliegende Sekundäranalyse zielt darauf, die Wechselwirkungen zwischen Arbeitslosigkeit und Gesundheit in einem repräsentativen Sample zu untersuchen.
Methoden
Die Datengrundlage bildet der Scientific-Use-File (SUF) des Panels Arbeitsmarkt und soziale Sicherung (PASS), das sich aus Leistungsempfängern der Bundesagentur für Arbeit und ihren Haushaltsmitgliedern sowie einer haushaltsbasierten Bevölkerungsstichprobe zusammensetzt. In der 7. Welle (2013) wurden 12.570 Personen (im Alter von 15 bis 64 Jahren) aus 8.392 Haushalten interviewt.
Ergebnisse
Beschäftigte und Arbeitslose unterscheiden sich stark nach soziodemografischen Merkmalen und bei Gesundheitsvariablen. Arbeitslose schätzen ihren subjektiven Gesundheitszustand bedeutend häufiger als weniger gut oder schlecht ein (arbeitslose Männer: 31,0 % vs. beschäftigte Männer: 14,0 %; arbeitslose Frauen: 37,7 % vs. beschäftigte Frauen: 21,7 %) und berichten häufiger, dass sie durch seelische Probleme ziemlich oder sehr beeinträchtigt sind (arbeitslose Männer: 21,9 % vs. beschäftigte Männer: 7,2 %; arbeitslose Frauen: 20,4 % vs. beschäftigte Frauen: 15,8 %). Bei Arbeitslosen ist zudem der Anteil von Personen mit einer amtlich anerkannten Behinderung und sonstigen schwerwiegenden Gesundheitseinschränkungen erhöht. Sie berichten zu einem wesentlich größeren Teil von mind. einem Krankenhausaufenthalt in den vergangenen 12 Monaten (arbeitslose Männer: 16,3 % vs. beschäftigte Männer: 9,9 %; arbeitslose Frauen: 19,6 % vs. beschäftigte Frauen: 12,2 %) und haben mehr Arztkontakte als Beschäftigte. Dagegen sind Arbeitslose im geringeren Maße sportlich aktiv. Die multivariaten, logistischen Regressionsmodelle ergeben longitudinal starke gesundheitsbezogene Selektionseffekte bei Arbeitsmarktübergängen. Je ungünstiger der subjektive Gesundheitszustand ist, desto höher ist im Folgejahr bei Beschäftigten das Arbeitslosigkeitsrisiko und umso geringer sind die Reintegrationschancen von Arbeitslosen. Die höchste Vorhersagekraft für einen schlechten subjektiven Gesundheitszustand hat die Gesundheit im Vorjahr. Arbeitsplatzverlust und Wiederbeschäftigung beeinflussen diese tendenziell.
Schlussfolgerungen
Die Auswertungen zeigen erhebliche Gesundheitsunterschiede zu ungunsten von Arbeitslosen. Sie weisen auf Präventionspotenziale für das Gesundheitswesen und die Arbeitsförderung hin.