Erschienen in:
12.10.2015 | Originalien
Die Herausforderung akute Nierenschädigung
Querschnittsstudie zu Prävalenz und Kosten auf einer universitären Intensivstation
verfasst von:
Dr. I. Göcze, T. Bergler, E. Bossauer, F. Zeman, K. Thelen, B.M. Graf, B. Banas, H.J. Schlitt, W. Gnann, T. Bein
Erschienen in:
Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin
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Ausgabe 6/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund und Zielsetzung
Die akute Nierenschädigung [„acute kidney injury“ (AKI)] stellt eine häufige und schwerwiegende Komplikation bei kritisch kranken Patienten dar. Aktuelle Daten zur Prävalenz und den resultierenden Kosten der AKI sowie eine Übersicht zu den häufigsten AKI-assoziierten Diagnosen auf deutschen Intensivstationen fehlen.
Material und Methoden
Es wurden alle erwachsenen Patienten (> 18 Jahre) auf den 5 Intensivstationen des Universitätsklinikums Regensburg (UKR; 78 Betten) mit einer codierten AKI im Zeitraum vom 1.1.2011 bis 31.12.2013 retrospektiv analysiert. Die Diagnosis-Related-Group(DRG)-relevanten Hauptdiagnosen mit der häufigsten AKI-Assoziation wurden ermittelt und die resultierende mittlere Verweildauer sowie die Sollkosten verglichen.
Ergebnisse
Bei insgesamt 891 Patienten wurde die Diagnose AKI verschlüsselt [International Statistical Classification of Diseases (ICD-10)]. Ein akutes respiratorisches Versagen („acute respiratory distress syndrome“), Myokardinfarkt und Sepsis waren die 3 häufigsten mit einer AKI assoziierten DRG-relevanten Hauptdiagnosen. Insgesamt 1103 Patienten wurden mit einer der 3 o. g. Hauptdiagnosen auf den Intensivstationen des UKR behandelt. 249 Patienten (22,6 %) entwickelten eine AKI. Patienten mit AKI zeigten eine signifikant längere Intensiv- und Krankenhausverweildauer als Patienten ohne AKI (18,6 vs. 5,1 Tage und 23,8 vs. 10,4 Tage; p < 0,001). Das Auftreten einer AKI in diesen 3 Patientengruppen war im Jahr 2013 mit Behandlungsmehrkosten in Höhe von 2.019.120,42 € verbunden.
Schlussfolgerung
Die AKI bei Intensivpatienten stellt ein schwerwiegendes medizinisches und sozioökonomisches Problem dar. Das koordinierte Vorgehen mit der Gründung eines nationalen AKI-Netzwerks zur Implementierung evidenzbasierter Therapien, die konsequente Früherkennung von AKI-Risikopatienten und eine intensivierte Suche nach neuen Therapieoptionen könnten die zukünftigen Schritte zur Reduktion der AKI-Inzidenz bzw. -Schwere und der Behandlungsmehrkosten darstellen.