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Erschienen in:

07.08.2014 | Im Fokus

Die Immunologie des Auges

Serie „Das kleine 1 x1 der Immunologie“ – Teil 17

verfasst von: Dr. Stephanie Joachim, Dr. Heiko Schmid

Erschienen in: Allergo Journal | Ausgabe 5/2014

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Auszug

Das Immunprivileg des Auges: Organe wie Schilddrüse, ­Ovarien, Testes, Nebenniere, Leber, Gehirn und Auge haben eine immunologische Umgebung entwickelt, die sich vom konventionellen Immunsystem unterscheidet. Dieses Phänomen wird Immunprivileg (IP) genannt. Ursächlich für die Entwicklung des IP im zentralen Nervensystem (ZNS) und dem Auge im Speziellen ist die Freisetzung von Entzündungsmediatoren und Makrophagen in der klassischen Immunantwort. ­Diese Immunabwehrsysteme schädigen auch unbeteiligtes Gewebe, was in Organen mit eingeschränkter Regenerationsfähigkeit wie dem Auge dramatische Konsequenzen hätte. Aus diesem Grund entwickelte sich für Gewebe mit eingeschränkter Regenerationsfähigkeit eine ­besondere immunologische Umgebung, welche die Immunreaktionen kontrolliert [1]. Zwar existieren im Auge ebenfalls phagozytotische antigenpräsentierende Zellen (APC), diese lösen aber nicht die klassische Immunreaktion aus, sondern aktivieren eine abweichende Immunantwort – die „IP des Auges“. Medawar prägte diesen Begriff bereits 1948 nachdem er entdeckt hatte, dass in die Augenvorderkammer implantierte Tumorzellen ein Wachstum aufwiesen, während nach Implantation in subkutanes Gewebe kein Wachstum auftrat. Er schlussfolgerte, dass das IP hauptsächlich aufgrund der Trennung des Auges vom Immunsystem zustande kommt [2]. Studien zeigten, dass diese Trennung vom klassischen Immunsystem nur ein Aspekt von drei Komponenten ist, die das komplexe System des IP bilden (Abb. 1):
  • Separation (Abb. 1: ①): Der hintere Teil des Auges wird durch die Blut-Retina-Schranke (BRS) und Blut-Kammerwasser-Schranke (BKS) vom restlichen Blutkreislauf getrennt. Im Blut befindliche Antikörper können diese Schranke nicht passieren. Die Augenvorderkammer und die Hornhaut sind avaskulär und vom Lymphsystem isoliert.
  • Unterdrückung (Abb. 1: ②): Aktivierte Lymphozyten können die BRS passieren. Diese werden aber durch diverse immunmodulatorische Faktoren im Kammerwasser, immunmodulatorische Liganden auf der Zelloberflächen sowie durch APCs an der Aktivierung und Ausübung ihrer Funktion gehindert.
  • Regulation (Abb. 1: ③): Durch die Trennung des Auges vom restlichen Immunsystem ist eine veränderte aktive Form der Immunantwort entstanden – die Vorderkammer-assoziierte abweichende Immunantwort (ACAID). Ein Fremdprotein in der vorderen Augenkammer führt zu einer Immunantwort mit verzögerter antigenspezifischer ­Hypersensitivitätsreaktion, Auftreten von nicht komplementbindenden Antikörpern sowie zur Bildung von antigenspezifischen regulierenden T-Zellen. Dabei findet eine direkte beidseitige Interaktion zwischen Auge und Milz sowie eine Interaktion zwischen Thymus und Milz statt [1, 3, 4].
Literatur
1.
2.
Zurück zum Zitat Medawar PB. Immunity to homologous grafted skin; the fate of skin homografts transplanted to the brain, to subcutaneous tissue, and to the anterior chamber of the eye. Br J Exp Pathol 1948;29:58–69PubMedCentralPubMed Medawar PB. Immunity to homologous grafted skin; the fate of skin ­homografts transplanted to the brain, to subcutaneous tissue, and to the anterior chamber of the eye. Br J Exp Pathol 1948;29:58–69PubMedCentralPubMed
4.
Zurück zum Zitat Li X, Wang Y, Urso D, O‘Rourke J, Cone RE. Thymocytes induced by antigen injection into the anterior chamber activate splenic CD8+ suppressor cells and enhance the antigen-induced production of immunoglobulin G1 antibodies. Immunology 2004;113:44-56PubMedCentralPubMedCrossRef Li X, Wang Y, Urso D, O‘Rourke J, Cone RE. Thymocytes induced by antigen injection into the anterior chamber activate splenic CD8+ suppressor cells and enhance the antigen-induced production of immunoglobulin G1 antibodies. Immunology 2004;113:44-56PubMedCentralPubMedCrossRef
Metadaten
Titel
Die Immunologie des Auges
Serie „Das kleine 1 x1 der Immunologie“ – Teil 17
verfasst von
Dr. Stephanie Joachim
Dr. Heiko Schmid
Publikationsdatum
07.08.2014
Verlag
Urban & Vogel
Erschienen in
Allergo Journal / Ausgabe 5/2014
Print ISSN: 0941-8849
Elektronische ISSN: 2195-6405
DOI
https://doi.org/10.1007/s15007-014-0614-9

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