06.09.2018 | Leitthema
Die Schuleingangsuntersuchung als Türöffner für die gesundheitswissenschaftliche Forschung?
Eine Analyse zur Studienteilnahme „schwer erreichbarer“ Bevölkerungsgruppen
verfasst von:
Stefanie Wahl, Katharina Kreffter, Stefanie Frölich, Kathrin Müller-Thur, Nico Dragano, Klaus Göbels, Thomas Poschkamp, Michael Schäfer, Simone Weyers
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 10/2018
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Zusammenfassung
Hintergrund
Zusatzerhebungen im Rahmen der verpflichtenden Schuleingangsuntersuchung (SEU) erfreuen sich wachsender Popularität in der gesundheitswissenschaftlichen Forschung, auch weil die SEU potenziell alle sozialen Schichten gleichermaßen erreicht. Ob bei freiwilligen Zusatzbefragungen tatsächlich keine selektive Teilnahme entlang sozioökonomischer Merkmale auftritt, ist jedoch kaum erforscht. Diese Arbeit untersucht daher die Teilnahme potenziell schwer erreichbarer Familien an einer Elternbefragung bei der SEU.
Methode
Die Daten stammen aus einer an die SEU gekoppelten Befragung zur Nutzung kommunaler Präventionsangebote einer Kommune in Nordrhein-Westfalen. Verglichen wurden Familien mit niedriger vs. höherer Bildung (CASMIN-Klassifikation), Familien mit und ohne Migrationshintergrund (mindestens ein Elternteil nicht in Deutschland geboren) sowie Eineltern- mit Zweielternfamilien. Mittels logistischer Regression wurde überprüft, ob sich Teilnahme (n = 3410) und Nichtteilnahme (n = 346) in Abhängigkeit von den genannten Indikatoren unterschieden.
Ergebnisse
Familien mit niedriger Bildung waren etwas häufiger unter den Teilnehmern (relativer Anteil 11,2 % vs. 8,8 % bei Nichtteilnehmern; Odds Ratio (OR) 1,29; 95 % Konfidenzintervall (KI) 0,85–1,95). Bei Einelternfamilien war die Teilnahme etwas seltener (14,1 % vs. 17,7 %; OR 0,75; 95 % KI 0,55–1,02). Familien mit Migrationshintergrund waren signifikant häufiger unter den Teilnehmern (52,9 % vs. 46,1 %; OR 1,27; 95 % KI 1,01–1,60).
Diskussion
Schwer erreichbare Familien konnten in einem zufriedenstellenden Ausmaß für eine freiwillige Zusatzbefragung bei der SEU rekrutiert werden. Dies verdeutlicht das Potenzial der SEU für die populationsbezogene Grundlagen- und Evaluationsforschung.