Erschienen in:
01.03.2012 | Leitthema
Die spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung) mit Allergenen zwischen wissenschaftlichem Fortschritt und medizinischer Versorgungsrealität
Eine Standortbestimmung
verfasst von:
PD Dr. J. Kleine-Tebbe, J. Ackermann-Simon, G. Hanf
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 3/2012
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Zusammenfassung
Die spezifische Immuntherapie (SIT, Hyposensibilisierung) mit Allergenen wird nach einer Steigerungsphase als subkutane Injektion (SCIT) monatlich vom durchführenden Arzt oder täglich sublingual (SLIT) vom Patienten als Tropfen oder Tabletten appliziert. Durch diverse immunologische Veränderungen entsteht eine anhaltende Toleranz. Ihre Wirksamkeit ist bei der Insektengiftallergie (SCIT), der allergischen Rhinokonjunktivitis (SCIT, SLIT besonders bei Gräserpollenallergie) und dem allergischen Asthma bronchiale (SCIT > SLIT) durch zahlreiche kontrollierte Studien belegt. Eine Indikation besteht für Kinder und Erwachsene mit schweren allergischen Reaktionen durch Insektengift (Biene, Wespe) oder beeinträchtigenden Symptomen durch Pollen-, Hausstaubmilben- oder Schimmelpilzallergene und nachgewiesener Soforttypallergie. Die Kontraindikationen müssen individuell berücksichtigt werden. Die Therapiedauer beträgt drei Jahre, bei der Insektengiftallergie drei bis fünf Jahre. Schwere systemische Reaktionen sind bei der SCIT selten. Nach einer SLIT treten eher passagere, allergische Symptome im Mund- und Rachenraum auf. Durch unzureichende Vergütung allergologischer Leistungen (Diagnostik, Therapien, Monitoring) nehmen die SIT-Verordnungszahlen derzeit ab. Es ist daher zukünftig von einer schlechteren Versorgung allergischer Patienten in Deutschland auszugehen, die bisher von den vorbeugenden Effekten der SIT (verringertes Risiko für Asthma und Neusensibilisierungen) profitiert haben.