Erschienen in:
01.01.2015 | Originalien
Die Versorgung von Patienten mit lokal begrenztem Prostatakarzinom in Deutschland
Active-Surveillance-Ergebnisse einer nicht-interventionellen Versorgungsstudie
verfasst von:
F.K.H. Chun, Dr. A. Becker, L.A. Kluth, D. Seiler, D. Schnell, M. Fisch, M. Graefen, L. Weissbach
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 1/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Behandlungsergebnisse von Patienten mit lokal begrenztem Prostatakarzinom (PCA) die einer Active-Surveillance- (AS-)Strategie unterzogen werden, sind ausschließlich aus klinischen Protokollstudien bekannt.
Ziel der Arbeit
Das Ziel der Arbeit ist die Erfassung der aktuellen Versorgungssituation und Behandlungsergebnisse von Patienten mit lokal begrenztem PCA, die von niedergelassenen Urologen in Deutschland in einem AS-Konzept behandelt werden.
Material und Methoden
Die Ergebnisse der Interimsanalyse von 361 Patienten des AS-Arms der HAROW- (hormonelle Therapie, AS, Radiation, Operation, „watchful waiting“) Studie wurden ausgewertet. Ausgangscharakteristika, „active therapy free survival“, Auslöser für eine aktive Therapie und Ergebnisse der chirurgischen Therapie wurden ausgewertet.
Ergebnisse
15 % der Patienten mit lokalisiertem PCA wurden im Rahmen der Studie mit AS behandelt. Bei Einschluss erfüllten 83 % der Patienten die Chism- und 58 % der Patienten die PRIAS-Low-risk-Kriterien. Nach einem medianen Follow-up von 24 Monaten kam es zu keiner systemischen Progression und 5 nicht PCA-spezifischen Todesfällen. Bei insgesamt 20,5 % aller Patienten wurde eine Therapieänderung vorgenommen. Auslöser für eine Therapieänderung waren Progression im Rahmen der Rebiopsie in 42 %, ein PSA-Anstieg in 27 %, ärztliche Empfehlung ohne objektivierbare Progression in 16 % und Patientenwunsch in 10 % aller Fälle.
Diskussion
In unserer Versorgungsstudie werden nur etwa 15 % aller Patienten mit lokalisiertem PCA mit einer AS-Strategie behandelt. Wird eine AS-Strategie eingesetzt, scheint AS auch in der Hand von niedergelassenen Urologen eine praktikable Therapieoption für Patienten mit lokal begrenztem PCA. Bei einem Großteil der Patienten kann auch nach 2 Jahren auf eine Therapieänderung verzichtet werden. Allgemein verbindliche Einschluss- und Progressionskriterien sind aktuell nicht vorhanden und sollten entwickelt werden, um sowohl Patienten als auch Ärzten einen sicheren Umgang mit AS zu vermitteln.