Erschienen in:
29.09.2020 | Knie-TEP | Leitthema
Digitale Prozessstandardisierung – sinnvolle Teamunterstützung oder Spielerei?
verfasst von:
Dr. L. Renner
Erschienen in:
Knie Journal
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Ausgabe 4/2020
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Zusammenfassung
Digitalisierung ist ein Thema, das insbesondere durch aktuelle gesundheitspolitische Ereignisse, aber auch durch den zunehmenden finanziellen Druck im Gesundheitssystem erhöhte Aufmerksamkeit erhält. Die technisch anspruchsvollen Operationen im Bereich der Primär- und Revisionsendoprothetik des Kniegelenkes erscheinen dabei als ideales Anwendungsgebiet dieser Technologie, um die Patientensicherheit zu erhöhen, intraoperative Fehler zu vermeiden und Prozesse zu optimieren. Dieser Artikel widmet sich der Frage, inwieweit die Orthopädie und Unfallchirurgie von Anwendungen aus dem Bereich Digitalisierung profitieren kann. Zunächst erfolgt die Definition und Abgrenzung wichtiger Begriffe aus dem Innovationsfeld Digitalisierung. Im Anschluss wird beispielhaft für die Digitalisierung ein intraoperativer Operationsmanager (Surgical Procedure Manager, SPM®, Surgical Process Institute Deutschland GmbH, Leipzig, Deutschland) betrachtet und erste Anwendungsergebnisse inner- und außerhalb der Orthopädie beleuchtet. In den bis dato durchgeführten Untersuchungen zeigen sich eine Reduktion sowie eine verringerte Variabilität der gesamten Operationsdauer. Zuletzt diskutiert der Beitrag potenzielle Chancen, aber auch Probleme und Herausforderungen der Digitalisierung. Erstere liegen sicherlich bei der Prozessoptimierung, insbesondere in großen Kliniken, die einem strengen synchronisierten Zeitmanagement unterliegen. Zusätzlich sind die Qualitätsverbesserung durch Standardisierung von Operationen und die Verbesserung der Lehr- und Lernsituation intra- und perioperativ erstrebenswerte Ziele. Demgegenüber stehen Befürchtungen einer Entpersonalisierung der Medizin, des Übertretens ethischer Grenzen und die Besorgnis der Chirurgen vor dem Verlust der Individualität.