Erschienen in:
02.04.2019 | Direkte orale Antikoagulanzien | Schwerpunkt
Management von intrazerebralen Blutungen unter oraler Antikoagulation
verfasst von:
J. A. Sembill, J. B. Kuramatsu, S. H. Hohnloser, H. B. Huttner
Erschienen in:
Herz
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Ausgabe 4/2019
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Zusammenfassung
Die Inzidenz der intrazerebralen Blutung (ICB) unter oraler Antikoagulation (OAK) wird mit dem demographischen Wandel weiter zunehmen. Die OAK-ICB ist gekennzeichnet durch größere Blutungsvolumina, häufigere Hämatomprogression und Einbruch in das Ventrikelsystem, woraus insgesamt eine schlechtere Prognose resultiert. Neben dem grundsätzlichen ICB-Akutmanagement ist eine umgehende Gerinnungsnormalisierung anzustreben. Bei ICB unter Vitamin-K-Antagonisten (VKA) sollte so schnell wie möglich eine suffiziente Antagonisierung (Ziel-INR [International Normalized Ratio]: <1,3) durch Prothrombinkomplexkonzentrate (PPSB) mit zusätzlicher Substitution von Vitamin K erfolgen. Bei ICB unter Dabigatran sollte eine umgehende Antagonisierung durch Idarucizumab stattfinden; bei ICB unter Faktor-Xa-Inhibitoren sollte, sobald zugelassen oder im Rahmen klinischer Studien, die Gabe von Andexanet, bei Nichtverfügbarkeit die hochdosierte Gabe von PPSB, erfolgen. Bezüglich des OAK-Wiederbeginns stehen Ergebnisse randomisierter Studien aus. Umfangreiche Beobachtungsstudien und Metaanalysen zeigten unter OAK-Wiederaufnahme eine verringerte Inzidenz thrombembolischer Ereignisse und Mortalität ohne gleichzeitig signifikant vermehrtes Auftreten hämorrhagischer Komplikationen. Die Verwendung von Nicht-Vitamin-K-abhängigen oralen Antikoagulanzien (NOAK) könnte weiter zur Sicherheit der OAK-Wiederaufnahme beitragen, welche bei Vorhofflimmer(VHF)-Patienten nach 4 bis 8 Wochen stattfinden sollte. Demgegenüber ist die VKA-Wiederaufnahme bei Patienten mit mechanischen Herzklappen vor Ablauf einer Woche nach ICB nicht zu empfehlen. Die Sicherheit erscheint weiter durch die ICB-Lokalisation sowie das Vorliegen von zerebralen Mikroblutungen, kortikaler oberflächlicher Siderose und kortikalen/konvexen Subarachnoidalblutungen beeinflusst, weshalb grundsätzlich eine individuelle Risikoabwägung hinsichtlich thrombembolischer versus hämorrhagischer Ereignisse notwendig ist.