Die Point-of-care(POC)-Gerinnungsdiagnostik ist ein elementarer Bestandteil in der klinischen Versorgung von Patient*innen geworden. Die Stärken insbesondere der Point-of-care-Viskoelastometrie (POC-VET) liegen nicht nur in der schnellen Verfügbarkeit von Resultaten, sondern insbesondere auch darin, dass die VET Einblicke in die Gerinnung, welche mit Standardlaborverfahren nicht detektierbar sind, ermöglicht. Die Relevanz der POC-VET für die optimale Versorgung von Patient*innen mit akut erworbenen hämorrhagischen Gerinnungsstörungen, etwa im Rahmen der traumainduzierten Koagulopathie ist mittlerweile unumstritten und findet ihren Einzug auch in entsprechende Guidelines. Darüber hinaus kann die VET allerdings auch wichtige Hinweise liefern über die Fibrinolyse bzw. fibrinolytische Aktivität und in der Zusammenschau mit anderen Werten möglicherweise auch Ausschluss geben über prothrombotische Gerinnungsstörungen. Daher findet die POC-VET vermehrt Anwendung auch in der Intensivmedizin. Um der breiten Anwendung gerecht zu werden, wurden insbesondere die Anforderungen an die Medizinproduktehersteller im Rahmen der IVDR verschärft, was hohe Anforderungen an ein Qualitätsmanagement stellt. Weiterhin kritisch anzusehen, bleiben die Vielfalt an POC-Geräten und die fehlende Vergleichbarkeit untereinander. Daher muss diskutiert werden, inwieweit Medizinproduktehersteller und Pharmaunternehmen gesetzlich verpflichtet werden sollten – bzw. wie gesetzliche Reglungen durchzusetzen sind –, um einzigartige relevante Technologien auf dem Markt zu behalten. Dies gilt v. a. dann, wenn in absehbarer Zeit keine sinnvollen Alternativen zur Verfügung stehen werden. Insgesamt ist der Einsatz der POC-Gerinnungsdiagnostik für die optimale Patient*innenversorgung aus heutiger Sicht unverzichtbar.