Dissoziative Anfälle

Die große äußerliche Ähnlichkeit zwischen epileptischen und dissoziativen Anfällen und die oft schon viele Jahre bestehende Diagnose einer Epilepsie mit meist erfolgloser Behandlung machen die Diagnosemitteilung von dissoziativen Anfällen für Arzt und Patient schwierig. Eine direkte Überweisung in eine psychotherapeutische Behandlung wird von den Patienten selten akzeptiert. Zwischenschritte, die auf einer Kooperation zwischen Neurologen und Psychotherapeuten beruhen, sind notwendig. Das von uns eingesetzte Vorgehen zur Diagnosemitteilung und Motivierung für eine psychotherapeutische Behandlung umfasst 8 Schritte: 1. Begrüßung und Einleitung; 2. Gemeinsames Anschauen der auf Video dokumentierten Anfälle; 3. Die Mitteilung, dass die Anfälle nicht epileptischen Ursprungs sind; 4. Die Entwicklung eines alternativen Krankheitskonzeptes; 5. Die Motivation für ein Gespräch mit einem Fachmann aus der Psychosomatik; 6. Falls notwendig, Eingehen auf die Angst „verrückt zu sein“; 7. Nur tangentiale Berührung des Themas sexuelle Gewalt; 8. Weitere Empfehlungen und Beendigung des Gesprächs. Das Manual wurde in zwei Trainingseinheiten mit den behandelnden Neurologen diskutiert und eingeübt und wird zurzeit regelmäßig von zwei Neurologen unter Supervision angewendet.