10.12.2024 | Distale Radiusfraktur | Originalien
Verpackungsmüll im OP
verfasst von: Caroline Lopez Lopez, Marie-Jacqueline Reisener, Nikolaus Kreitz, Veit Kleine-Doepke, Sönke Landschoof, Prof. Dr. med. Christian A. Kühne
Erschienen in: Die Unfallchirurgie | Ausgabe 2/2025
Einloggen, um Zugang zu erhaltenZusammenfassung
Hintergrund
Der Klimawandel ist ein zentrales Thema unserer Zukunft. Die Erhöhung der Menge der in der Atmosphäre vorkommenden Treibhausgase begünstigt den sog. Treibhauseffekt mit der Folge der Klimaänderung. Weltweit beläuft sich die Menge an Plastikmüll auf ca. 8 Mrd. Tonnen. Dabei ist der Gesundheitssektor für rund 4,4 % der globalen Nettoemissionen verantwortlich und trägt damit zum Treibhauseffekt bei. Maßnahmen zur CO2-Einsparung innerhalb des Gesundheitssektors sollten dementsprechend getroffen werden. Um das Problem des anfallenden Plastikmülls im operativen Sektor sichtbarer zu machen, haben wir in der vorliegenden Arbeit den anfallenden Verpackungsmüll bei der Versorgung distaler Radiusfrakturen untersucht und berechnet.
Material und Methoden
Die Klinik hält 2 verschiedene Implantate (Sterilverpackungen ≙ Gruppe I vs. Implantate-Tray ≙ Gruppe II) zur Versorgung distaler Radiusfrakturen vor. Über einen Zeitraum von 12 Monaten (Juli 2022 bis Juli 2023) wurde bei allen operativ versorgten distalen Radiusfrakturen der anfallende Implantatverpackungsmüll gesammelt und gewogen. Die jeweilige Zeit, die zum Holen, zum Auspacken und zum Anreichen der Implantate in den beiden Gruppen benötigt wurde (sog. Bereitstellungszeit), wurde gemessen. Patientendaten wurden in ein eigens angelegtes Register eingetragen und statistische Signifikanzen berechnet.
Ergebnisse
Insgesamt wurden 124 distale Radiusfrakturen versorgt. Das Durchschnittsalter des Kollektivs betrug 67,9 Jahre, 74,2 % waren weiblichen Geschlechts. Insgesamt 29-mal wurde das System mit den sterilen Einzelverpackungen (Gruppe I) zur Frakturversorgung verwendet, 94-mal das System mit dem Schrauben-Tray (Gruppe II). Für Versorgungen mit Sterilverpackungen fielen 104,5g Plastikmüll und 67,4 g plastikfreier Verpackungsmüll/Operation an. Bei Versorgungen mit dem Implantate-Tray beliefen sich der Plastikmüll auf 21,6 g und der plastikfreie Verpackungsmüll auf 12,8g (p = 0,0001). Die durchschnittliche Zeit, die zur Bereitstellung der Schrauben aufgewendet wurden, betrug in Gruppe I 527,8 s, in Gruppe II 138 s (p = 0,0001).
Diskussion
In der vorliegenden Untersuchung fanden wir eine signifikante Zunahme des anfallenden Plastikmülls bei Verwendung einzeln verpackter Implantate (p = 0,0001).
Zur Reduzierung des produzierten Plastikmülls erscheinen verbindliche Vorgaben zur Durchführung von Mülltrennung bereits im OP sinnvoll. Maßnahmen wie Rücknahme und Verwertung von recyclingfähigem Plastikmüll sowie auch Verbesserungen des Verpackungsdesigns und Verwendung von z. B. biobasierten, biologisch abbaubaren und kompostierbaren Kunststoffen stellen weitere Möglichkeiten der Müllreduktion dar.
Graphic abstract
×
Anzeige