Hintergrund
Die Divertikulitis des Kolons ist in der industrialisierten Welt weit verbreitet, so dass es eine Vielzahl nationaler und internationaler Leitlinien zur Behandlung der Erkrankung gibt. In der Vergangenheit wurden wiederholt widersprüchliche Empfehlungen in den unterschiedlichen Leitlinien beschrieben. Das Ziel dieser Arbeit besteht in einem systematischen, inhaltlichen Vergleich der aktuellen Leitlinien zur Diagnostik und Therapie der Divertikulitis.
Methoden
Seit 2015 wurden 11 Leitlinien im Rahmen der systematischen Literaturrecherche identifiziert, davon konnten 10 zum Vergleich herangezogen werden. Es wurden 37 zentrale Aussagen zu 5 Themengruppen zusammengetragen und verglichen.
Ergebnisse
Einigkeit herrscht bei der Therapie der unkomplizierten Divertikulitis, die nicht grundsätzlich antibiotisch (9/10) und ebenfalls nicht grundsätzlich stationär (7/7) behandelt werden muss. Die Diagnostik sollte mittels Computertomographie (CT; 8/8) und ggf. Koloskopie im Intervall (6/7) erfolgen. Bei Peritonitis durch Perforation wird eine operative Therapie empfohlen (7/7). Bezüglich des Verfahrens besteht aber Dissens: Eine primäre Anastomose (4/7) und ein minimal-invasives Vorgehen (4/7) werden nicht von allen Leitlinien empfohlen. Ebenfalls Uneinigkeit herrscht bezüglich der Indikationsstellung zur elektiven Operation.
Diskussion
Bezüglich der Empfehlungen auch zu zentralen Themen bei der Behandlung der Divertikulitis besteht nach wie vor Uneinigkeit, vor allem dann, wenn neue Evidenz gegen gültige klinische Praxis spricht oder nur niedrige Evidenz vorliegt. Im zeitlichen Verlauf zeigt sich aber, dass hochwertige Evidenz zunehmend auch in den Leitlinien implementiert wird.