Multimodale Schmerztherapie in der orthopädisch-unfallchirurgischen Praxis

Auf dem DKOU wurde eine Gruppentherapie für Patienten mit chronischen Rücken- und/oder Nackenschmerzen sowie Fibromyalgie vorgestellt, die sich auch in einer orthopädisch-unfallchirurgischen Praxis durchführen lässt. Bei chronischen unspezifischen Rückenschmerzen sind die Effekte von Monotherapien sehr unbefriedigend. Ebenso wenig führt eine Behandlung mit vielen verschiedenen Methoden im Sinne einer Polypragmasie zum Erfolg, sagte Prof. Dr. med. Marcus Schiltenwolf, Leiter der konservativen Orthopädie / Schmerztherapie am Universitätsklinikum Heidelberg. Die Multimodale Schmerztherapie (MMST) ist definiert als eine umfassende Behandlung komplexer Schmerzsyndrome unter Einbindung verschiedener medizinischer Disziplinen und Berufsgruppen auf der Basis eines biopsychosozialen Modells der Schmerzentwicklung. Für tagesklinische und stationäre Behandlungssettings ist sie unter der Ziffer 8-918.x im Prozedurenkatalog medizinischer Leistungen (OPS) enthalten. Nach Schiltenwolfs Ansicht benötigt man für eine MMST nicht unbedingt eine Klinik – auch in einem ambulanten Setting wie beispielsweise in einer orthopädisch-unfallchirurgischen Praxis lässt sie sich als Ergänzung zu den Einzelkonsultationen etablieren. Erfolgversprechende Rahmenbedingungen Die Gruppen sollte maximal acht Teilnehmern umfassen. Sie wird gemeinsam mit einem Physiotherapeuten oder Psychotherapeuten betreut. Sinnvoll erscheinen sechs bis acht Sitzungen à 1 bis 1,5 Stunden, eventuell mit einem Nachtreffen nach drei Monaten. Geeignet für diese Therapieform sind Patienten mit unzureichender Befundbesserung, mit Arbeitsunfähigkeit länger als vier Wochen, wiederkehrender Arbeitsunfähigkeit länger als vier Wochen pro Jahr oder mehrfachem Behandlungswunsch pro Quartal. Vorteile der Gruppenarbeit Wenn der Therapeut seinem Patienten eine Gruppentherapie anbietet, erhält dieser automatisch das Gefühl, dass sein Doktor mehr Zeit für ihn hat, sagte Schiltenwolf. Andererseits kann die Gruppe den Arzt entlasten, da sie ihm durch die gruppendynamischen Prozesse Arbeit abnehmen kann. Erfahrungsgemäß öffnen sich Patienten in der Gruppe leichter wenn sie sehen, dass auch andere unter der Problematik leiden. Hilfe zur Selbsthilfe Die Zielrichtung für jeden Gruppenteilnehmer sollte die Erkenntnis sein: trotz Schmerzen bin ich handlungsfähig, ich kann Einfluss nehmen, etwas für mich tun. Die Psychoedukation zielt darauf ab, dem Patienten Hilfestellung zu geben, wie er aus dem Teufelskreis von Schmerz, Inaktivität und Schonung und daraus resultierenden weiteren Schmerzen herauskommt. Durch die Unterstützung eines Psycho- bzw. Physiotherapeuten können die Patienten Übungen wie die Progressive Muskelentspannung oder Imaginationsübungen erlernen. Die Gespräche in der Gruppe bieten auch die Möglichkeit, Enttäuschungen zu thematisieren. Am Ende des Moduls sollte gemeinsam überlegt werden, wie die guten Erfahrungen aus der Gruppe in den Alltag transferiert werden können. Häufig bleiben Gruppenteilnehmer auch nach dem Ende der Therapie miteinander in Kontakt und unterstützen sich gegenseitig. Zitate von Prof. Dr. Marcus Schiltenwolf „Ein Mehr an Versorgung ist nicht automatisch ein Mehr an Autonomie und Handlungsfähigkeit für den Patienten. Umso mehr ich als Arzt mache, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Patient wenig macht.“ „Es geht nicht darum, dass man die Therapien A, B und C gemeinsam oder nacheinander verordnet, sondern dass der Patient aus dem, was wir ihm anbieten, für sich selbst ein Konzept ableitet und Selbsterfahrung gewinnt.“ Basierend auf: Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie, 23. - 26. Oktober 2018, Berlin Weitere Highlights DKOU 2018 01.11.2018 | DKOU 2018 | Nachrichten Hüftgelenks-Diagnostik: Sorgfältige Anamnese verhindert falsche Entscheidungen 02.11.2018 | DKOU 2018 | Nachrichten Klinische Untersuchung des Hüftgelenks – welche Tests sind obligat? 30.10.2018 | DKOU 2018 | Nachrichten Multimodale Schmerztherapie in der orthopädisch-unfallchirurgischen Praxis 04.11.2018 | DKOU 2018 | Nachrichten Das deutsche Verbrennungsregister 05.11.2018 | DKOU 2018 | Nachrichten Infizierte Prothese - wann erhalten, wann ausbauen? 31.10.2018 | DKOU 2018 | Nachrichten Traumaversorgung: Das „Reha-Loch“ schließen .

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