Osteoporotische Frakturen: Sorgfältig evaluieren und individuell behandeln

Zur operativen Versorgung osteoporotischer Frakturen gibt es bislang nur wenig verlässliche Verlaufsdaten. Eine sorgfältige Analyse der bildgebenden Befunde bildet die Grundlage für eine individuell angepasste Therapieentscheidung. Für eine nachhaltige Therapie osteoporotischer Frakturen ist in vielen Fällen die Versorgung mit einer langstreckigen dorsalen Fixation angezeigt. Bei sekundärer Osteoporose aufgrund eines M. Bechterew oder bei diffuser idiopathischen Skeletthyperostose (DISH) habe sich diese, so Prof. Ulrich Spiegl, Orthopädie und Unfallchirurgie, Uniklinik Leipzig, im Vergleich zur bisegmentalen Versorgung als stabiler erwiesen. Langstreckige Stabilisierungen als Grundlage für die Frakturheilung zeigten, so Spiegel, auch klinisch bessere Ergebnisse, insbesondere, was die Herstellung des sagittalen Index angehe. Allerdings sei die Datenlage zur langstreckigen Versorgung osteoporotischer Frakturen eher gering und die meisten Empfehlungen beruhen auf Fallstudien und Expertenmeinung. Osteoporotische Frakturen (OF) Typ 5 sprechen Spiegl zufolge für eine langstreckige Versorgung. Dasselbe gelte für OF 4-Frakturen mit komplettem Verlust der Rahmenstruktur oder mit Wirbelsäulenkollaps sowie für OF 3-Frakturen der mittleren und oberen BWS. Zement-Kyphoplastie eher von Nachteil? Wie Spiegl berichtet, zeigte sich bereits vor einigen Jahren überraschend, dass in der Anschlussfrakturversorgung eine Kyphoplastie mit Zement der konservativen Therapie nicht überlegen sei. Retrospektive Daten aus einer chinesischen Fallserie mit 112 akuten spinalen Kompressionsfakturen bestätigen dies und scheinen zudem darauf hinzudeuten, dass die Degeneration der Bandscheiben nach Kyphoplastie schneller voranschreitet als nach konservativer Therapie. [Lu X et al. Spine J 2020;20: 1048-155] Sorgfältige Analyse und individuelle Therapieentscheidung „Eine sorgfältige diagnostische Evaluation der Wirbelsäulenstatik ist für die Therapieplanung essenziell,“ betont Spiegl. Dazu gehöre das Röntgen im Stehen mit Wirbelsäulen-Gesamtaufnahmen, gegebenenfalls Hypomochlion-Aufnahmen und eine Schnittbildgebung der gesamten Wirbelsäule einschließlich MRT. Angesichts der relativ dünnen Beweise für den Nutzen der langstreckigen Versorgung betont Spiegl, dass die Therapieentscheidung immer nur individuell in Rücksprache mit der betroffenen Person gefällt werden kann. Dazu gehöre eine vorherige ausführliche Aufklärung über das Potenzial der Therapie und das damit einhergehende Komplikationsrisiko. Jede erstmalig aufgetretene ostoporotische Fraktur sollte zudem zum Anlass genommen werden, eine eingehende Differenzialdiagnostik und eine antiosteoporotische Therapie zu initiieren. Weitere Berichte vom DKOU 2020 01.11.2020 | DKOU 2020 | Nachrichten Osteoporotische Frakturen: Sorgfältig evaluieren und individuell behandeln 31.10.2020 | DKOU 2020 | Nachrichten Hallux-valgus-Korrektur mittels Lapidusarthrodese 30.10.2020 | DKOU 2020 | Nachrichten Revision nach inadäquat versorgter Tibiakopffraktur erfordert hohe Expertise 29.10.2020 | DKOU 2020 | Nachrichten Rezidivinstabilitäten nach Kreuzbandrekonstruktion erfordern sorgfältige präoperative Analyse 28.10.2020 | DKOU 2020 | Nachrichten Neues Klassifikationssystem ist wegweisend für die spezifische Therapie distaler Radiusfrakturen 27.10.2020 | DKOU 2020 | Nachrichten Was leistet die arthroskopische Arthrolyse nach Frakturen an Schulter und Ellbogen? 26.10.2020 | DKOU 2020 | Nachrichten Bei adipösen TEP-Versorgten erhöhtes Komplikationsrisiko: Was kann man dem entgegensetzen? Basierend auf: Session „Challenge osteoporotische Fraktur: Interaktive (Fall-)Diskussion“, 23.10.2020, Digitale Woche Orthopädie & Unfallchirurgie #digitalOU

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