Was gibt es Neues bei der idiopathischen Skoliose im Kindesalter?

Bei der idiopathische Skoliose zeigen sich neue Diagnoseverfahren und Therapieverfahren ab. Sowohl für konservative, als auch für operative Therapien gibt es Empfehlungen, wie Dr. Matthias Pumberger beim Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) berichtete. Diagnostik: Radiologische Klassifikationen zum Wachstum sind uneinheitlich Bei der idiopathischen Skoliose wurde laut PD Dr. Matthias Pumberger (Berlin) eine familiäre Häufung nachgewiesen: Es zeigte sich eine 1,5-fach erhöhte OR bei daran erkrankten Müttern. Offenbar prädisponieren multiple Loci auf den Chromosomen 6, 9, 16 und 17 für die Erkrankung. Auch epigenetische Prozesse spielen offenbar im Verlauf einer Skolioseerkrankung eine Rolle. Risser- und Sander-Klassifikation in der Diagnostik korrelieren laut Pumberger nur wenig: Bei jedem fünften Kind korrespondiert Risser 2-5, also ein eher reifes Skelett, mit einem Sander-Score von 3-5, also einem noch wachsenden Skelett. Damit ist jedes fünfte Kind praktisch unterbehandelt. Hier helfen womöglich Röntgenbilder.[1] Orthese: Möglichst früh und lange Je geringer der Ausprägungsgrad einer Skoliose ist und je länger die erkrankten Kinder eine Orthese tragen, desto besser ist deren Wirksamkeit. Einflussfaktoren für Therapieversagen bei Orthesen mit einem Progress von > 45° oder notwendig werdender Operation sind morphologische Parameter wie der Krümmungstyp, die apikale Rotation der Hauptkrümmung, Nebenkrümmung, Länge der Hauptkrümmung über und unter dem Apex und die Länge der Kurve sowie Korsett-Parameter wie der initiale Cobb-Winkel, der Cobb-Winkel nach Orthesenanlage und die Kurvenkorrektur in der Orthese.[2] Die Dauer der konservativen Therapie entscheidet über ihren Erfolg Allgemein, so Pumberger, gewinnt die konservative Therapie bei pädiatrischer idiopathischer Skoliose an Bedeutung, je länger sie durchgeführt wird. Eine Dauer der konservativen Therapie von über sechs Monaten führt zu nachhaltigen Verbesserungen beim Cobb-Winkel, bei strukturellen thorakalen Asymmetrien und bei der Lebensqualität. Der beste Effekt lässt sich mit einer spezifischen physikalischen Therapie bei einem Cobb-Winkel von 10-30° erzielen.[3] Die 3D-Schroth-Therapie hat in diesem Zusammenhang offenbar eine hohe therapeutische Wirksamkeit. Operation: Posteriore Fusion derzeit mit größter Bedeutung Bei der operativen Versorgung der idiopathischen Skoliose zeichnete Pumberger klare Vorteile für die posteriore Fusion im Vergleich zur anterioren: Signifikant höhere Fusionsraten, ein höheres Ausmaß der Deformitätenkorrektur und geringere Raten an Revisionen, eine geringere Verschlechterung nach fünf Jahren Follow-up. Ventrale Verfahren sollten allerdings nach Ansicht Pumbergers in einzelnen Fällen in Erwägung gezogen werden. Weitere Berichte vom DKOU 2020 01.11.2020 | DKOU 2020 | Nachrichten Osteoporotische Frakturen: Sorgfältig evaluieren und individuell behandeln 31.10.2020 | DKOU 2020 | Nachrichten Hallux-valgus-Korrektur mittels Lapidusarthrodese 30.10.2020 | DKOU 2020 | Nachrichten Revision nach inadäquat versorgter Tibiakopffraktur erfordert hohe Expertise 29.10.2020 | DKOU 2020 | Nachrichten Rezidivinstabilitäten nach Kreuzbandrekonstruktion erfordern sorgfältige präoperative Analyse 28.10.2020 | DKOU 2020 | Nachrichten Neues Klassifikationssystem ist wegweisend für die spezifische Therapie distaler Radiusfrakturen 27.10.2020 | DKOU 2020 | Nachrichten Was leistet die arthroskopische Arthrolyse nach Frakturen an Schulter und Ellbogen? 26.10.2020 | DKOU 2020 | Nachrichten Bei adipösen TEP-Versorgten erhöhtes Komplikationsrisiko: Was kann man dem entgegensetzen? Basierend auf: Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2021

Springer Medizin

Was gibt es Neues bei der idiopathischen Skoliose im Kindesalter?

Weiterführende Themen

Arthropedia

Neu im Fachgebiet Orthopädie und Unfallchirurgie

Ärztliche Empathie hilft gegen Rückenschmerzen

Stereotaktische Radiatio schlägt konventionelle Bestrahlung

Vorsicht mit hohen NSAR-Dosen bei ankylosierender Spondylitis!

Brustkrebs in der Vorgeschichte macht Gelenkersatz komplikationsträchtiger

Update Orthopädie und Unfallchirurgie