Erschienen in:
01.01.2007 | Übersichten
Dopaminagonisten als Antidepressiva
Experimentelle und klinische Befunde
verfasst von:
Prof. Dr. M. R. Lemke
Erschienen in:
Der Nervenarzt
|
Ausgabe 1/2007
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Zusammenfassung
Neurobiologische Befunde und die Mechanismen antidepressiv wirksamer Substanzen lassen darauf schließen, dass neben serotonergen und noradrenergen Mechanismen das dopaminerge System eine wichtige Rolle in der Pathogenese und Behandlung depressiver Störungen spielt. Experimentelle, präklinische Studien geben Hinweise auf die Beteiligung des dopaminergen Systems in der Entwicklung von Angst, Depression und Anhedonie. So wirken neuere Antidepressiva wie Bupropion, Sertralin und Venlafaxin partiell als Inhibitoren der präsynaptischen Dopaminaufnahme. Bei den neueren, nichtergolinen Dopaminagonisten wurden in experimentellen Studien für Ropinirol anxiolytische und für Pramipexol neben anxiolytischen auch antidepressive und antianhedone Effekte nachgewiesen, wofür spezifische Effekte an D2-/D3-Rezeptoren im mesolimbischen System und präfrontalen Kortex verantwortlich gemacht werden. Untersuchungen bei Patienten mit Morbus Parkinson und Depression zeigen, dass Pramipexol und Pergolid antidepressive Wirkungen haben, wobei Pramipexol neben der Reduktion motorischer Symptome auch eine deutliche Verbesserung von Anhedonie bewirkt. Ein interessantes neues Indikationsgebiet ist der Einsatz von Dopaminagonisten bei Patienten mit Depressionen als Add-on-Medikation in der Kombination mit Antidepressiva und Stimmungsstabilisatoren, wofür erste kontrollierte Studien vorliegen.v