Paradoxe Reaktionen bei der Psoriasis-Therapie

Zielgerichtete Therapien mit Biologika haben sich als eine wirksame Behandlungsoption bei Psoriasis etabliert. Trotz eines initialen Ansprechens lassen sich in einigen Fällen aber unerwartete Hautveränderungen beobachten, die nicht immer leicht in den Griff zu bekommen sind. Die Behandlung mit Biologika, die auch bei entzündlichen Hauterkrankungen wie Psoriasis und Ekzemen eingesetzt werden, kann zu unerwarteten Komplikationen und paradoxen kutanen Reaktionen führen. Wie Dr. Andrew Pink vom St. John’s Institute of Dermatology in London, Großbritannien, ausführte, sind diese Reaktionen im Erscheinungsbild sehr variabel und reichen von typischen bis hin zu eher atypischen psoriasiformen Hautveränderungen. Eine paradoxe Psoriasis manifestiert sich üblicherweise an Fußsohlen, Handinnenflächen, in Hautfalten oder auf der Kopfhaut und ist mit einer Inzidenz von rund 5% unter einer Biologika-Therapie zu beobachten. Aus seiner Klinik berichtete Pink den Fall einer 34-jährigen Patientin mit entzündlicher Darmerkrankung, die nach zwei Jahren Infliximab-Behandlung eine nicht vernarbende Alopezie und Pustelbildungen an den Extremitäten entwickelte. Bei einem 34-jährigen männlichen Patienten mit Psoriasis-Arthritis zeigten sich nach dreimonatiger Certolizumab-Behandlung plötzlich palmoplantar pustulöse Eruptionen. Diese heilten erst sechs Monate nach Absetzen von Certolizumab vollständig ab. Die meisten Berichte existieren zu Anti-TNF. Als weitere Biologika, die in der Psoriasis-Therapie eingesetzt werden, nennt Pink Anti-Interleukin(IL)-12/23, Anti-IL-23 und Anti-IL-17. Den hinter einer paradoxen Psoriasis liegenden, pathogenetischen Mechanismus beschreibt er als eine Überexpression von Typ-I-Interferonen. Eine T-Zell-vermittelte Autoimmunität läge, anders als bei der normalen Psoriasis, nicht vor. Therapieversagen oder paradoxe Reaktion? Sollte sich unter einer Biologika-Therapie eine Psoriasis nicht bessern oder rezidivieren, kommt somit nicht nur ein Therapieversagen infrage. Bei einem ungewöhnlichen Verlauf müsse auch an eine paradoxe Reaktion gedacht werden, welche nicht immer leicht in den Griff zu bekommen sei, so Pink. Hilfreich könne in diesem Fall eine topische Behandlung sein. Weitere Optionen seien eine Unterbrechung der Behandlung oder eine Dosisreduktion. Häufig helfe jedoch nur ein Wechsel auf ein Biologikum aus einer anderen Klasse. Von der Psoriasis zum Ekzem Trockene Haut und Ekzeme können weitere unerwünschte Wirkungen einer Psoriasis-Therapie mit Biologika sein. So beobachtete Pink bei einer 38-jährigen Patientin mit Plaque-Psoriasis zunächst ein sehr gutes Ansprechen auf den IL-17A-Antagonisten Secukinumab. Nach drei Monaten entwickelte sich jedoch ein Ekzem in den Armbeugen, das er topisch behandelte. Als die Therapie mit Secukinumab einige Zeit später aufgrund einer Schwangerschaft unterbrochen wurde, klang das Ekzem vollständig ab und die Psoriasis kehrte zurück. Nach der Schwangerschaft führte das Biologikum wieder zur Besserung der Psoriasis und das Ekzem erschien erneut. Üblicherweise zeige sich ein Ekzem vier bis zwölf Wochen nach Beginn einer Therapie mit Secukinumab, so Pink. Auch hier sei, neben der topischen Behandlung des Ekzems, unter anderem eine Dosisreduktion, eine begleitende Therapie mit beispielsweise Methotrexat oder ein Switch auf ein Biologikum einer anderen Klasse eine Behandlungsstrategie. basierend auf: 30. EADV-Kongress (virtuell), 29.09. – 02.10.21, Vortrag von Dr. Andrew Pink, „Paradoxical reactions from biological/anti-cytokine therapy“, Symposium: Latest news in drug eruptions and allergy Alle Berichte vom 30. EADV-Kongress 29.10.2021 | EADV 2021 | Kongressbericht | Nachrichten Rezeptoren für Sars-CoV-2 im Hautmodell nachgewiesen 28.10.2021 | EADV 2021 | Kongressbericht | Nachrichten Plattenepithelkarzinom: Anti-PD-1 und zukünftige systemische Therapien 25.10.2021 | EADV 2021 | Kongressbericht | Nachrichten Neue Hoffnungsträger in der Behandlung bullöser Autoimmundermatosen 22.10.2021 | EADV 2021 | Kongressbericht | Nachrichten Paradoxe Reaktionen bei der Psoriasis-Therapie Empfehlung der Redaktion Kongressdossier Unsere Highlights vom 30. EADV-Kongress Die European Academy of Dermatology and Venerology (EADV) feierte 2021 ihr 30. Kongressjubiläum. In über 160 Sessions mit 550 Vortragenden wurden die neuesten Erkentnisse aus den Bereichen Dermatologie und Venerologie vorgestellt. Unsere Highlights vom Kongress, der vom 29.09. – 02.10.21 stattfand, finden Sie in diesem Dossier.

Live-Webinar "Schulterschmerz in der Praxis gezielt managen"

Springer Medizin

Paradoxe Reaktionen bei der Psoriasis-Therapie

Weiterführende Themen

Passend zum Thema

Hohe Krankheitskontrolle bei Rheumatoider Arthritis