Neue Studien zu autoimmunologischen und cholestatischen Lebererkankungen

Seit Publikation der BEZURSO-Daten vor mehr als einem Jahr werden Fibrate für die Off-Label-Anwendung bei Patienten mit primärer biliärer Cholangitis (PBS) und unzureichendem UDCA-Ansprechen diskutiert. Auch in Wien wurden neue Daten vorgestellt. Elafibranor zeigte in einer Phase-II-Studie eine gute Wirksamkeit, und die beobachtete Kombination aus günstigen Effekten auf Fettstoffwechsel, Entzündungsreaktionen und Pruritus könnte auf vielversprechende neue Behandlungsmöglichkeiten hinweisen (1). Auch von der BEZURSO-Studie selber wurden neue Daten in Form einer Post-hoc-Analyse präsentiert, die eine Fortführung der Bezafibrat-Gabe als Add-on-Therapie zu UDCA auch ohne Response auf das Fibrat empfehlen. Selbst im Falle eines unvollständigen Therapieansprechens lagen die prädizierten Outcomes signifikant niedriger gegenüber Placebo (2). Neben Fibraten werden aber auch andere Substanzen für die PBC evaluiert, denn bislang konnte keine Therapie mit einem vollständigen Response überzeugen. GKT831 könnte über eine Verringerung der ROS-Produktion eine antiinflammatorische Wirkung ausüben und befindet sich derzeit in Phase II der klinischen Entwicklung. Die Interimsdaten einer Phase-II-Studie waren vielversprechend, denn GKT831 konnte GGT und ALP bei PBC-Patienten senken, wie auch CRP und Lebertransaminasen (3). Von praktischer Bedeutung war die Vorstellung einer verkürzten und vereinfachten Variante des PBC-40-Fragebogens zur Quantifizierung der Lebensqualität bei PBC-Patienten (4). Der neue Fragebogen PBC-10 QoL bestimmt 10 Aspekte und wurde für den Einsatz im klinischen Alltag entwickelt. Primäre sklerosierende Cholangitis Für die primäre sklerosierende Cholangitis (PSC) wurden bei der Tagung in Wien nicht so viele interessante Neuigkeiten gezeigt, wie noch 2018. Eine Studie an Mäusen kam zu dem Ergebnis, dass eine Cholezystektomie die Progression der primären sklerosierenden Cholangiopathie im Mausmodell beschleunigt, und dies gilt besonders bei männlichen Tieren (5). Autoimmunhepatitis Patienten mit Autoimmunhepatitis (AIH) erleiden in 90 % aller Fälle einen Rückfall nach Beendigung der Behandlung. Im Rahmen einer multizentrischen retrospektiven Analyse wurde nun bei AIH-Patienten mit langanhaltendem Therapieansprechen die Rückfallrate nach Beendigung der Behandlung untersucht (6). Ein Rückfall nach Absetzen der Medikamente erfolgte in dieser Analyse bei 12 % der Patienten nach 12 Monaten bzw. 25 % nach 64 Monaten. Eine regionale spanische Analyse von akuter Präsentation einer AIH über die letzten gut 20 Jahre konnte eine Zunahme der Inzidenz für diese Manifestation ermitteln (7). Nahezu ein Drittel dieser Patienten progredierten zu schwerer akuter Hepatitis, ALF und weiteren schweren Outcomes. Der IgG-Wert ist Teil der Diagnostikkriterien einer AIH und wird oft auch als Verlaufsparameter für ein Therapieansprechen eingesetzt. Bei einer Sensitivitätsanalyse des vereinfachten AIHG-Scores wurden interessanterweise bei fast 20 % aller Patienten zu Beginn der Therapie normale oder subnormale IgG-Werte gemessen (8). Damit stellt sich die Frage nach einer erneuten Normierung der Grenzwerte von Immunglobulin G. Die Langzeitsuppression mit Kortikoiden, selbst in niedriger Dosierung, birgt das Risiko von Nebenwirkungen, wie eine Analyse der Inzidenz von Katarakten, Diabetes mellitus und osteoporotischen Knochenbrüchen während der Langzeitbehandlung von AIH-Patienten mit Prednison ergab (9). Eine weitere Arbeit zu Komorbiditäten konnte bei etwa 20 % aller Patienten mit AIH eine nicht-alkoholische Fettlebererkrankung oder sogar -entzündung nachweisen (10). Aber: Die Anwesenheit einer Fettleber besaß in der vorgestellten Analyse keinen negativen Einfluss auf die Schwere der Erkrankungen oder den Verlauf einer Autoimmunhepatitis. Literatur (1) Schattenberg J et al. J Hepatol. 2019; 70: e128 (LBO-02). (2) Corpechot C et al. J Hepatol. 2019; 70: e386–e387 (FRI-009). (3) Dalekos G et al. J Hepatol. 2019; 70: e1–e2 (GS-02). (4) Alrubaiy L et al. J Hepatol. 2019; 70: e383 (FRI-001). (5) Gonzalez-Sanchez E et al. J Hepatol. 2019; 70: e165 (THU-011). (6) Ben Merabet Y et al. J Hepatol. 2019; 70: e383–e384 (FRI-002). (7) Gomez A et al. J Hepatol. 2019; 70: e393 (FRI-022). (8) Dyson J et al. J Hepatol. 2019; 70: e389 (FRI-014). (9) Van den Brand F et al. J Hepatol. 2019; 70: e413 (FRI-063). (10) Zachou K et al. J Hepatol. 2019; 70: e396–e397 (FRI-029). Daten, Ergebnisse und Kommentare zu den genannten Quellen werden auf der Homepage der Hepatitis Akademie unter EASL 2019: Autoimmunologische und cholestatische Lebererkankungen dargestellt. Direktlink zur Internetseite der Hepatitis Akademie: http://bit.ly/hep_aka Auf www.hepatitis-akademie.de finden Sie darüber hinaus weitere Beiträge der Hepatitis Akademie zu anderen hepatologischen Themen von der EASL 2019 und früheren Kongressen.

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