Mikrobiom und BPH: Es besteht ein Zusammenhang

Die Ätiologie der benignen Prostatahypertrophie gilt als ungeklärt. Erstmalig zeigt sich nun ein Zusammenhang mit dem enteralen Mikrobiom, wie auf dem Kongress der European Association of Urology vorgestellt wurde. Das Mikrobiom rückt zunehmend in den Fokus der Forschung. Mittlerweile gelang es zahlreiche Erkrankungen mit dessen Zusammensetzung in Zusammenhang zu bringen. Beim metabolischen Syndrom etwa lässt sich eine Korrelation mit typischen Konstellationen des Mikrobioms herstellen. Für den Diabetes mellitus, die Adipositas, die KHK, aber auch für entzündliche Darmerkrankungen wird ebenfalls ein solcher Bezug beschrieben. Tierexperimentell gelang es sogar bei der Adipositas eine Kausalität nachzuweisen. Wird das Mikrobiom von übergewichtigen Versuchstieren auf normalgewichtige übertragen, dann kommt es auch bei diesen zur vermehrten Akkumulation von Fett im Gewebe. Die Autoren vermuten, dass eine epigenetische Veränderung der transferierten Bakterien für diesen Befund verantwortlich ist [1]. Kausaler Zusammenhang auch bei BPH? Kentaro Takezawa (Osaka) präsentierte auf dem EAU-Kongress 2022 aktuelle Befunde, die einen Zusammenhang zwischen der Beschaffenheit des Mikrobioms und der benignen Prostatahypertrophie (BPH) herstellen [2]. Empfehlung der Redaktion EAU 2022 Kongress der European Association of Urology 2022 1. – 4. Juli 2022 | Amsterdam Wir haben für Sie vom 37. Annual EAU Congress berichtet. Unsere Highlights finden Sie hier im Dossier. Sie lesen Berichte zu aktuellen Trends rund um das urologische Steinleiden, zu den Herausforderungen der Befundung bei der PSMA-PET beim Prostatakarzinom oder zu relevanten Virusinfektionen in der Urologie. Als Hypertrophie wurde ein Prostatavolumen ≥ 30 ml definiert. Zur Analyse standen die Daten von 128 Patienten bereit, bei denen aufgrund des Verdachts einer Prostatahypertrophie, sowohl eine Biopsie als auch ein rektaler Abstrich, erfolgt waren. Ausschlusskriterium bildeten ein bekanntes Prostatakarzinom oder eine vorangegangene Antibiotikatherapie. Das enterale Mikrobiom analysierten die Autoren genetisch, anhand des Rektalabstrichs. Bei der Hälfte der Patienten bestätigte sich die Hypertrophie (n = 66). Die Patienten ohne Hypertrophienachweis dienten als Kontrollgruppe (n= 62). Das mittlere Alter der Patienten betrug 70 Jahre. Der BMI lag in beiden Gruppen in der Norm (BMI: 2,5). Der mittlere PSA-Wert betrug 7,7 (Hypertrophiegruppe) bzw. 6,9 ng /ml (Kontrollgruppe). Die Rate der Patienten mit typischen Beschwerden der unteren Harnwege (LUTS) zeigte mit 25 % (Hypertrophie) vs. 16 % (Non-Hypertrophie) keine signifikante Differenz. Verschiedene Spezies dominieren Auffallend war allerdings die Zusammensetzung des Mikrobioms. In der Hypertrophiegruppe dominierten Firmicutes und Acinetobacter. In der Kontrollgruppe dagegen wurden überwiegend Bacteroidetes gefunden. Als diagnostisches Differenzierungskriterium definierte der Autor das Verhältnis von Firmicutes zu Bacteroidetes. Dies betrug in der Hyperplasie Gruppe 2,21. In der Kontrollgruppe dagegen 1,61 und unterschied sich damit signifikant (p = 0,015). Bei der Interpretation dieser Befunde raten die Autoren zur Vorsicht. Auch wenn bei den untersuchten Patienten ein metabolisches Syndrom, als möglicher Störfaktor ausgeschlossen war, lässt der Befund nur erste Hinweise auf eine Korrelation zwischen Mikrobiomkonstellation und benigner Prostatahypertrophie zu. Weitere experimentelle Studien sind notwendig, um eine Kausalität abzuklären. Quelle: Kongress der European Association of Urology (EAN), 1. –4. Juli 2022, Amsterdam: Abstract A 0591; Takezawa et al. The association between human gut microbiota and prostate enlargement

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