24.05.2023 | EBM | Leitthema
Evidenzbasierte Medizin versus Erfahrungsmedizin in Orthopädie und Unfallchirurgie
Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie
verfasst von:
Prof. Dr. Dirk Stengel, MSc, Johannes Wünscher, Luzi Dubs, Axel Ekkernkamp, Tobias Renkawitz
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 6/2023
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Zusammenfassung
Selbst ein Vierteljahrhundert nach Einführung des Begriffs und der Prinzipien evidenzbasierter Medizin (EbM) sind einige Gesundheitsdienstleister(innen) noch davon überzeugt, dass diese im unvereinbaren Gegensatz zum medizinischen Erfahrungswissen stehen würden. Gerade in den operativen Disziplinen wird oft argumentiert, dass EbM die Bedeutung von Intuition und manuellem Geschick herabwürdigt. Diese Annahmen sind irreführend und zumeist geprägt durch ein falsches Verständnis von der Methodik der EbM. Die besten kontrollierten Studien lassen sich ohne klinische Expertise weder vernünftig interpretieren noch implementieren – Klinikerinnen und Kliniker müssen ihre Patientinnen und Patienten aber nach dem aktuellen Stand des medizinischen Wissens behandeln. In einer Ära umwälzender biomedizinischer Entwicklungen, wissenschaftlicher Informationsexplosion und Schrittinnovationen sollten sich alle Berufsgruppen im Gesundheitswesen mit praktikablen Werkzeugen vertraut machen, um die Validität und Relevanz klinischer Studienergebnisse rasch und systematisch beurteilen zu können und ihre Entscheidungen an diesen auszurichten. In diesem Beitrag wird anhand des aktuellen Beispiels eines neuen Medizinprodukts in der Behandlung von Rotatorenmanschettenrupturen und des Schulterdach-Engesyndroms (Impingement) illustriert, wie wichtig es ist, Daten im Kontext konkreter und präziser Fragestellungen zu deuten und klinische Erfahrung mit den methodischen Prinzipien der EbM zu kombinieren.