Multiple Sklerose: Anti-CD20-Therapie für den Hausgebrauch

Die gepoolte Analyse der Phase-III-Zulassungsstudien ASCLEPIOS I und II zeigt, dass der Anti-CD-20-Antikörper Ofatumumab zur subkutanen Injektion sehr effektiv Schubaktivität und Behinderungszunahme reduziert. Die Therapie erfolgt nach der überwachten Aufdosierung als einmal monatliche Selbstinjektion zu Hause. Die zwei identisch aufgebauten Studien prüften doppelt verblindet im Double-dummy-Design die Wirksamkeit und Sicherheit des ersten voll humanisierten monoklonalen Anti-CD20-Antikörpers im Vergleich zu Teriflunomid. Ofatumumab wurde initial in einer Dosis von 20 mg sc an Tag 1, 7 und 14 unter Aufsicht subkutan verabreicht, anschließend erfolgten die Injektionen in einer Dosis von 20 mg durch die Patienten selbst alle vier Wochen zuhause. Durch das geringe Volumen von 0,4 ml sei die Injektion unproblematisch, erläuterte Stephen L. Hauser von der Universität von Kalifornien in San Francisco bei der Vorstellung der Studienergebnisse anlässlich des ECTRIMS 2019. Die Therapie mit Teriflunomid erfolgte in einer Dosis von 14 mg oral einmal täglich. In die beiden Studien wurde eine breite Population von insgesamt 1.882 Patienten mit schubförmiger MS randomisiert, betonte Hauser, der EDSS (Expanded Disability Severity Scale) lag zwischen 0 und 5,5. Voraussetzung für den Studieneinschluss war der Nachweis einer aktiven Erkrankung (mindestens ein Schub im Jahr vor der Randomisierung oder mindestens zwei Schübe in den zwei Jahren vor Randomisierung oder Gadolinium-anreichernde Herde in der Magnetresonanztomographie (MRT) im Jahr vor der Randomisierung). Schubrate weiter erniedrigt, Behinderungsprogress aufgehalten Die annualisierte Schubrate, primärer Endpunkt beider Studien, war in ASCLEPIOS I mit 0,22 und in ASCLEPIOS II mit 0,26 im Teriflunomid-Arm niedrig, lag mit 0,11 bzw. 0,10 im Ofatumumab-Arm aber noch einmal um mehr als 50% niedriger (relative Reduktion 50,5% in ASCLEPIOS I und 58,5% in ASCLEPIOS II, jeweils p=0,001). In einer vordefinierten gepoolten Analyse zeigten die sekundären Endpunkte einer klinisch bestätigten Behinderungszunahme schon nach drei und sechs Monaten einen signifikanten Vorteil für Ofatumumab gegenüber Teriflunomid. Nach drei Monaten wiesen 15% der Patienten unter Teriflunomid-Therapie und 10,9% der Patienten unter Ofatumumab-Therapie eine klinisch bestätigte Behinderungszunahme auf (relative Reduktion 34,4%, p=0,002), nach sechs Monaten waren es 12,0 bzw. 8,1% (relative Reduktion 32,5%; p=0,012). Bei 11,0% der mit dem Anti-CD20-Antikörper behandelten Patienten fand sich auch eine bestätigte Verbesserung des Behinderungsgrads, im Kontrollarm traf dies auf 8,1% der Patienten zu. MRT-Befunde und Biomarker stützten das Ergebnis Gadolinium-aufnehmende Herde fanden sich am Studienende in der Ofatumumab-Gruppe fast überhaupt nicht mehr, die relative Reduktion dieser Befunde im Vergleich zu Teriflunomid lag bei deutlich über 90% in beiden Studien. Auch neue oder größer werdende T2-Herde waren um mehr als 80% im Vergleich zu Teriflunomid reduziert. Unerwünschte Ereignisse waren unter beiden Studienmedikationen vergleichbar, auch Reaktionen an der Injektionsstelle waren höchstens mild bis moderat. Nur ein Patient beendete deswegen die Studie. Auch schwere unerwünschte Ereignisse bezeichnete Hauser als balanciert und sah keinen Hinweis auf ein erhöhtes Malignomrisiko unter Ofatumumab. In einer Pressemitteilung teilte Novartis bereits am 30. August 2019 mit, bis Ende 2019 die Zulassung bei den Gesundheitsbehörden einreichen zu wollen [1]. Empfehlung der Redaktion Highlights vom ECTRIMS-Kongress 2019 Das European Committee for Treatment and research in multiple sclerosis (ECTRIMS) traf sich zu seinem Kongress 2019 in Stockholm. Diskutiert wurden u.a. B-Zellen als neue Therapieoption, der Nutzen der Stammzelltransplantation oder was beim Impfschutz von MS-Patienten zu beachten ist. basierend auf: 35th Congress of the European Committee for Treatment and Research in Multiple Sclerosis (ECTRIMS), 11-13 September 2019, Stockholm; Session: Hauser S et al. Late Breaking News am 13. September 2019, Abstract 336 Diese Berichterstattung wurde durch finanzielle Unterstützung des Unternehmens Roche Pharma AG ermöglicht. Das Unternehmen hatte keinen Einfluss auf die Inhalte der Berichterstattung.

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