Ein B-Zell-Lymphom kommt nicht immer alleine

Follikuläre Lymphome (FL) oder andere niedrig-gradige B-Zell-Lymphome (Low Grade, LG) finden sich gar nicht so selten neben einem diffus-großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL) mit hohem Risiko – ob in dem selben Gewebe oder in verschiedenen Biopsien. Doch was heißt das für die Prognose? Normalerweise werden die Patienten mit Hoch-Risiko-DLBCL und gleichzeitigen anderen niedrig-gradigen B-Zell-Lymphomen entsprechend einer reinen de novo DLBCL behandelt. Wie effektiv das ist, wurde im Rahmen des spezialisierten Lymphomprogramms (SPORE) untersucht [EHA 2018; Abstract S1547]. Von 1.521 Patienten mit Erstdiagnose eines DLBCL zwischen 2002 und 2015 und anschließender Therapie nach Wahl des jeweiligen betreuenden Arztes wiesen 113 (7,8%) zusätzlich ein FL und 73 (5,0%) zusätzlich ein anderes LG auf (18 ein Marginalzonen-Lymphom, 14 eine chronisch lymphatische Leukämie/kleinzelliges B-Zell-Lymphom und 4 ein lymphoplasmatisches Lymphom). Patienten mit DLBCL + FL unterschieden sich von denen mit alleinigem DLBCL durch im Mittel eine geringere LDH-Erhöhung und einen geringeren IPI-Score (Internationaler Prognostischer Index), die Patienten mit DLBCL + LG wiesen häufiger ein weiter fortgeschrittenes Stadium auf als die Patienten mit de novo DLBCL. Bei DLBCL + FL fand sich bei 92,1% der Patienten eine keimzentrumsartige B-Zell-Herkunft (GCB) des DLBCL, bei de novo DLBCL nur in 61,4%, bei DLBCL + LG in 50,9% der Fälle. Begleitendes FL – günstigerer Prognose Das mediane ereignisfreie Überleben (EFS) war bei Patienten mit DLBCL + FL mit 145,9 Monaten signifikant besser als bei de novo DLBCL alleine (101,9 Monate; p = 0,049), während sich das mediane EFS von DLBCL + LG nicht signifikant von dem de novo DLBCL unterschied (63,0 vs. 101,9 Monate, p = 0,269). Analog war das mediane Gesamtüberleben (OS) bei DLBCL + FL signifikant besser als bei de novo DLBCL (nicht erreicht gegenüber 139,7 Monate; p = 0,004), bei DLBCL+LG dagegen nicht signifikant anders als bei de novo DLBCL (120,7 vs. 139,7 Monate; p = 0,624). Rezidive gingen gleichermaßen auf DLBCL wie auch das jeweils begleitende andere Lymphom zurück. Weil sich ein DLBCL + FL in dieser Studie ähnlich eines GCB-DLBCL verhielt, schlug Yucai Wang von der Mayo-Klinik in Rochester (USA) vor, diese Gruppe auch entsprechend bei der Rekrutierung für Studien zu behandeln, da die Prognose günstiger ist als bei de novo DLBCL oder DLBCL + LG. Auch Tp53 prognostisch relevant Eine andere beim EHA vorgestellte Analyse auf Basis der Phase-III-Studie FIL-DLCL04, in der die Intensivierung der Therapie von jungen Patienten mit DLBCL und hohem Risiko untersucht wurde, belegt, dass eine TP53-Mutationen auch bei DLBCL mit einer ungünstigen Prognose einhergeht [Abstract S1549]. Von 125 Patienten mit molekulargenetischen Analyseergebnissen wiesen 11 (9%) eine TP53-Mutation auf. Diese Subgruppe hatte ein 5,14-fach erhöhtes Risiko zu versterben. Die Rate des 5-Jahres-Gesamtüberlebens lag bei 34%, bei Patienten mit TP53-Wildtyp bei 83%. Annalisa Chiappella, Turin, betonte, diese ungünstige Prognose werde auch nicht wettgemacht durch eine intensivierte Therapie; diese Patienten benötigten innovative Medikamente. Basierend auf: 23rd Congress der European Hematology Association, 14.-17. Juni 2018, Stockholm Weitere Artikel finden Sie in unserem EHA-Kongressdossier: Empfehlung der Redaktion Berichte aus Stockholm EHA 2018 Die aktuelle Berichterstattung zum 23. Kongress der europäischen Hämatologen finden Sie in unserem Kongressdossier. Darin: Daten zu den neu zugelassenen CAR-T-Zell-Therapien beim diffus-großzelligen B-Zell Lymphom und zum PFS unter einer Elotuzumab-Therapie beim multiplen Myelom.

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