Erschienen in:
01.02.2015 | Leitthema
Einsatz von Knochenersatzmaterialien bei Fusionen der Wirbelsäule
verfasst von:
K.-M. Scheufler, D. Diesing
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 2/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Rationale für den zunehmenden Einsatz von Knochenersatzmaterialien liegt in der Erhöhung des verfügbaren Graftvolumens, der Vermeidung der typischen Entnahmemorbidität von Autograft und der potentiell erhöhten Fusionsrate bei Revisionen und komplexen Eingriffen.
Fragestellung
Dem Anwender wird eine evidenzbasierte Hilfestellung bei der korrekten Auswahl und sicheren sowie effektiven Anwendung von Knochenersatzmaterialien geboten.
Material und Methoden
Der Beitrag stellt die evidenzbasierten Eigenschaften, Indikationsbereiche und Ergebnisse osteokonduktiver und induktiver Knochenersatzmaterialien dar.
Ergebnisse
Ein idealer Knochenersatz sollte analog zu autologem Knochen osteoinduktiv und konduktiv, apathogen, minimal antigen und – sofern erforderlich – mechanisch stabil sein. Bei Verwendung von Allograft sind die Vaskularisierungs- und Remodellierungsphasen gegenüber Autograft verzögert. Allogener Knochen, Allograft und demineralisierte Knochenmatrix (DBM) weisen eine limitierte Osteoinduktivität auf und können infektiöse Krankheiten übertragen. Plättchenreiches Plasma (PRP) und Knochenmarkaspirat sind osteoinduktiv und werden üblicherweise im Verbund mit osteokonduktiven Trägermaterialien eingesetzt. „Bone morphogenic proteins“ (BMP) sind derzeit für mono- oder bisegmentale anteriore lumbale Fusionen zugelassen. Die Fusionsraten mit BMP entsprechen denen autologer Spongiosa. BMP haben spezifische Nebenwirkungen (Wundkomplikationen, Radikulitis) und erhöhen möglicherweise das Krebsrisiko. Osteokonduktive Keramiken (Hydroxylapatit, Calciumcarbonat, Calciumsulfat, β-Tricalciumphosphat) eignen sich als Graftextender und Träger für Osteoinduktiva und Antibiotika.
Diskussion
Zur Aufstockung von Autograft stehen Biokeramiken zur Verfügung, die sich durch unterschiedliche mechanische und biologische Eigenschaften auszeichnen. Bei anterioren Fusionseingriffen [anteriore zervikale Diskektomie mit Fusion (ACDF), anteriore lumbale interkorporelle Fusion (ALIF)] ist mit Graftextendern eine befriedigende Fusionsrate (> 90 %) zu erreichen, während deren alleiniger Einsatz bei posterolateralen Fusionen nicht empfohlen wird. Als Knochenersatz stehen BMP zur Verfügung. Diese sollten bei definierten Sonderindikationen (komplexe Revisionseingriffe, Pseudarthrosen) eingesetzt werden.