13.09.2024 | Elastisch-stabile intramedulläre Nagelung | Leitthema
Die Radiushalsfraktur im Kindesalter – „eine gutartige Fraktur“?
verfasst von:
PD Dr. med. Sven-Oliver Dietz, Lotte Schierjott, Oliver Loose, Erol Gercek, Francisco Fernandez
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 10/2024
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Zusammenfassung
Radiushalsfrakturen des Kindes stellen seltene, aber dennoch klinisch relevante Verletzungen dar. Mädchen im Alter zwischen 8 und 12 Jahren sind häufiger betroffen, wobei eine Cubitus-valgus-Variante prädisponierend sein kann. Der Haupttraumamechanismus ist ein Sturz auf den ausgestreckten, supinierten Arm mit zusätzlichem Valgus-Stress. Sie können mit ellenbogengelenknahen Begleitverletzungen einhergehen, darunter Olecranonfrakturen und Ellenbogenluxationen. Die Diagnose erfolgt durch konventionelle Röntgenbilder; bei jüngeren Kindern kann eine Ultraschalluntersuchung indiziert sein.
Die Behandlung hängt von der Frakturdislokation ab. Eine konservative Therapie ist bei einer Abkippung des proximalen Fragments in jedem Alter bis 20° sicher möglich, während operative Interventionen je nach Alter bei größeren Dislokationen indiziert sein können. Die geschlossene Reposition mit interner Stabilisierung mithilfe eines „elastic-stable intramedullary nail“ (ESIN) nach Métaizeau hat sich als Standardverfahren etabliert. Auftretende Komplikationen wie vorzeitige Epiphysenfugenschlüsse, Synostosen, avaskuläre Nekrosen, Pseudarthrosen und Deformierungen des Radiuskopfes können das funktionelle Ergebnis beeinflussen. Ihre Behandlung erfordert oft eine umfassende multidisziplinäre Herangehensweise und kann sowohl konservativ als auch operativ erfolgen. In Langzeitstudien erzielt die Mehrheit der Patienten mit Radiushalsfrakturen gute bis sehr gute Ergebnisse, obwohl bestimmte prädiktive Faktoren mit einem schlechteren Outcome assoziiert sind.
Die Kenntnis der potenziellen Komplikationen und ihrer Behandlung ist für die erfolgreiche Versorgung von Kindern mit Radiushalsfrakturen entscheidend; diese sollten bei der klinischen Entscheidungsfindung berücksichtigt werden.